Auf dem Spreewaldplatz in Kreuzberg stapft die ganze Nacht ein Mann durch einen Tannenwald, einen künstlichen temporären Weihnachtsbaum-Wald, versteht sich. Dieser arme verfrorene Großstadt-Förster soll dafür sorgen, dass der Wald nicht vorzeitig zu einer Lichtung schrumpft, weil sich Passanten im Dunkeln bedienen. Immerhin gäbe das dem Platz seinen Namen zurück, denn Platz für etwas anderes außer Fichten ist hier kaum. Wie steht man das eigentlich durch, eine Nacht lang Weihnachtsbäume zu bewachen? Ich würde mich sehr warm anziehen und als Zeitvertreib die Bäume alle zehn Minuten durchzählen.
Überall in der Stadt sind in den letzten Tagen solche Weihnachtsbaum-Verkaufsstellen entstanden, viele werden offenbar rund um die Uhr bewacht - sogar mit Hunden. Meistens sind sie allerdings nicht offen zugänglich, sondern kleine mit Bauzäunen abgesperrte Gehege. Irgendwann lädt dort ein Laster Weihnachtsbäume ab, zumeist Ware aus Schleswig-Holstein, dem Sauerland oder dem Tannenbaum-Marktführerland Dänemark. Leider sind ärmeren Hauptstädtern Nordmannstannen für 15 oder 20 Euro zu teuer - sie legen stattdessen im Umland selbst einen Christbaum um.
Bleibt die Frage, ob sich die Weihnachtsbaum-Aufpasser einen Baum leisten können. Vielleicht wollen sie auch keinen, besonders nicht im Wohnzimmer - sonst fangen sie an zu zählen.
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ja, daran, wie es den leuten geht, die sachen verkaufen, denkt man leider zu selten. aber vielleicht ist jemandem, der gerade hartz iv beantragt hat auch nciht nach feiern zumute. ein weihnachtsbaum von amt ein affront.
36€ kostet so ein schönes Bäumchen. Schöne Nadeln, groß gewachsen.
Normalerweise würde man sagen, wer kaut schon Weihnachtsbäume, um sich dann so ein geklautes Bäumchen ins Zimmer zu stellen.
Aber heute scheint ja alles möglich zu sein.
Ich kaufe weder einen Baum, noch würde ich auf die herrlich absurde Idee kommen, mit sonem Ding über irgendwelche Zäune nachts zu klettern.
Und nach Weihnachten liegen schon die ersten auf die Strasse.
Fragt man sich: war es das nun wert?
Ich kenne allerdings auch zwei Verrückte, die holen jedes Jahr den Plastikbaum vom Hängeboden und lassen das teil dann bis Mitte Februar in der Wohnstube stehen.
Die Beiden älteren Herren kriegen es dann sogar fertig, sich am Weihnachtsabend gegenseitig unter dem Plastikbaum ne Weihnachtsgeschichte vor zu lesen.
Dazu braucht es dann auch keinen Baum mit richtigen Nadeln.