Der Fahrer des Lasters sieht die Frau nicht, die neben ihm über die Kreuzung fahren will. Er schlägt das Lenkrad rechts ein und merkt erst später, dass er einen Mensch mit sich reißt. Die 49-Jährige starb am vergangenen Donnerstag auf einem Radweg in Adlershof. Zurück bleibt Fassungslosigkeit, ein zerquetschtes Rad und Blut auf der Fahrbahn. Es war die erste tote Radfahrerin in diesem Jahr, 2009 kamen neun Radler ums Leben. Benno Koch, ehemaliger Fahrradbeauftragter des Senats, macht an diesem typischen Unfall im toten Winkel besonders wütend, dass viele LKW nicht mit dem verpflichtenden sichtverbessernden Spiegeln ausgerüstet sind.
Damit der Verkehr nicht einfach weiter rollt, stellen Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) seit vergangenem Jahr weiße Fahrräder in Nähe der Unglücksorte auf – “Ghost Bikes” als Mahnmale. Die Idee stammt aus den USA und wurde in 20 Ländern aufgegriffen. Die Botschaft: Wir fahren alle die gleichen unsicheren Straßen entlang, jeder von uns könnte den Tod dabei finden.
In Berlin hat der Radverkehr in den vergangenen Jahren stark zugenommen ohne dass sich die Wahrnehmung verändert hätte. Der Senat wirbt mit “attraktiven” Sonntagsrouten zum Wannsee, doch im Alltag stören Pedalisten nur. Das wird jedem deutlich, der durch die Innenstadt zur Arbeit radelt. Radfahrer endlich ernst zu nehmen bedeutet für mich vor allem, durchgängig gut markierte Radstreifen auf der Fahrbahn einzurichten. Alles andere ist vertane Zeit.
Karte der getöteten Radfahrer 2008 (Quelle ADFC Berlin)
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