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Archiv für das 'BVG'-tag

Verbotene Verbote der BVG

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben heimlich, still und leise eine neue Hausordnung eingeführt. Skateboard fahren – verboten. Verweilen auf den Bahnsteig ohne Absicht, eine Fahrt anzutreten – verboten. Abfallbehälter durchsuchen – verboten. Außerdem die Weitergabe und der Verkauf gebrauchter Fahrscheine. Und noch ein paar weitere Lappalien wie Vögel füttern, Abfall ins Gleisbett werfen.

Überlegen Sie mal kurz, wie viele dieser möglichen Verstöße Sie begehen könnten. Unbewusst vielleicht. Ok. Die Hausordnung dürfte Sie also nicht weiter stören. Aber die paar Flaschensammler, die verschämt im Müll wühlen und dann zwei drei Cola-Flaschen in ihren Rucksäcken verschwinden lassen, wahrscheinlich schon. Die schnell weiter huschen, in der Hoffnung, nicht erkannt zu werden.

Das sind keine Leute, die andere Fahrgäste belästigen. Ihnen bricht eine wichtige Einnahmequelle weg. Sie werden weitere Wege zurücklegen müssen, um den gleichen Schnitt zu machen. Und vielleicht auch anderswo hartnäckiger hinter gerade geleerten Flaschen hinterher jagen. “Sie haben gleich ausgetrunken, könnte ich bitte die Flasche bekommen?”  Das fände ich dann als Parkbesucherin nicht so witzig.

Berlin brutal #12: Von Flaschensammlern und Rattenfängern

Glas klirrt, im Hof durchwühlt jemand Altglas-Tonnen. Es ist nicht das erste Mal, dass Leute darauf hoffen, in unserer Straße ein paar Cents durch Mehrwegflaschen dazu zu verdienen – aber dafür durch Hinterhöfe streifen? Im benachbarten Park konnte man im Sommer abends oft die gleichen Gesichter beobachten, Menschen, die verschämt nach leeren Bierflaschen griffen, um diese dann eilig in ihren Taschen verschwinden zu lassen.

Da zieht ein älterer Herr mit Aktentasche los, ein scheinbar normaler Frührentner in Popelin-Klamotten, der zur Aufbesserung seines Monatsbudgets offenbar auf diesen Nebenverdienst angewiesen ist. Viele seiner “Kollegen” sind bei näherer Betrachtung ähnlich unscheinbar: Ältere Frauen mit Einkaufsrollern, die sich nach einem Blick in den Müllbehälter schnell wieder unauffällig unter die Leute mischen.

Vielleicht ist der Eindruck selektiv, aber die Zahl derer, die jenseits von regulärer Erwerbsarbeit, Hartz IV oder nach verspekulierten Lehmann Brothers Zertifikaten ihre Haushaltskasse aufbessern müssen, scheint weiter zu steigen. Es gibt kaum noch einen Supermarkt in Friedrichshain, vor dem kein Straßenzeitungsverkäufer sein Glück versuchen würde, von S- und U-Bahnen ganz  zu schweigen. Auf der Fahrt mit der S-Bahn nach Potsdam begegnet man pro Strecke mindestens zwei Zeitungsverkäufern und einem Straßenmusiker, oft sogar mit Kindern im Schlepptau.

Wenn Henner Schmidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus, dann auch noch fordert, arme Berliner sollten sich ein Zubrot durch Rattenjagd verdienen, kann einem nur schlecht werden.

Fotostrecke: Berliner Seitenblicke

Ich will dich wiedersehen

Foto: Anne Grieger

Hui, der Sommer der Liebe sollte zumindest nicht an der BVG scheitern. Ich stolperte gerade über eine Anzeige für die Webseite “Meine Augenblicke”. Dort können Fahrgäste Mitreisenden eine Nachricht schreiben, die ihnen sympatisch waren. Ein Busfahrer aus Spandau sucht eine Frau, die er ein paar Stationen befördert hat, ein Backpacker, der gerade aus Großbritannien zurückgekommen ist, blickte bei der Fahrt im Bus 171 in die schönsten blau-grauen Augen, die er je gesehen hat. Und und und.

Klingt ganz niedlich, aber ob das Konzept funktioniert? “Ich war unterwegs mit der U7, Berlins schlimmster Linie, da stand plötzlich dieser Mann, den ich unbedingt einmal treffen muss..?” Der Beginn einer langen Freundschaft via BVG-Rettungsseite? Nun ja – Kontaktbörsen im Internet sind wahrscheinlich auch nicht besser und kosten sogar noch. Der Service der BVG ist jedenfalls umsonst…

Fotostrecke: Liebe in Berlin

Stop! Streik: Was Berlin von Athen trennt

Streik von Müllmännern in Athen - Foto: Jos Verhoogen

Der Streik ist beendet, der Streik geht weiter. Seit Wochen kämpfen städtische Angestellte um höhere Löhne – U-Bahnen, Busse und Trams bleiben in den Depots, der Müll wird trotzdem abgeholt. Ich hätte den Arbeitskampf gar nicht bemerkt, wenn nicht dauernd davon geredet würde. Zeitungen berichten vom “großen Chaos”, Politiker fürchten Image-Schäden für Berlin. Nur “Skurrilsenator” Sarrazin verliert die Laune nicht – er freut sich darüber, dass die Stadt in dieser Zeit an Personalkosten spart.

Ja, es mag sein, dass die Straßen noch verstopfter sind als sonst, aber am Stau kommt man als Radfahrer immer vorbei. Dabei lässt sich ein Arbeitskampf auch ganz anders organisieren, wie das Beispiel Athen zeigt. Dort bewerfen streikende Müllmänner Polizisten mit stinkenden Babywindeln und lassen den Müll einfach liegen. Aufzüge sollte man dort zurzeit nur mit Handy in der Tasche betreten, weil die Elektrizitätswerke den Strom abstellen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Angeblich streiken dort sogar Anwälte.

Wenn in Berlin S- und U-Bahnen gleichzeitig still stehen und der Müll nicht entsorgt wird, dürfte selbst Senator Sarrazin länger überlegen müssen, bis ihm ein provokanter Spruch einfällt. Damit sich der neue Hauptstadt-Slogan “Be Berlin” nicht mit “verteile deinen Müll” oder “sei stinkig” in den Köpfen festsetzt, würde die Arbeitgeberseite sicher schnell zu einer Lösung bereit sein.

Aber keine Angst, einen echten Chaos-Streik wie in Athen wird es in Berlin so schnell nicht geben. Schließlich stecken Arbeitnehmer in unterschiedlichen Verträgen und sehen sich an Streikrecht gebunden. Sie können nicht einfach aus Solidarität mit anderen Angestellten ihrer Arbeit fernbleiben. Und selbst innerhalb einzelner Unternehmen gibt es die Klasse von Lokführern oder Piloten und die der Reinigungskräfte.

Foto: Jos Verhoogen

Zum Radfahren verdammt

Die BVG will ab heute Nacht für unbestimmte Zeit streiken. Guter Coup zumal gerade Tausende von Besuchern zur Tourismus-Messe ITB angereist sind. Ärgerlich für Fachbesucher, andere Touristen dürfte es weniger stören, denn unvorhersehbare Ereignisse liefern den besten Stoff für Anekdoten. “Schlecht gelaunte Berliner? ” – “Überall gesehen.” Warum sich die Leute wegen eines kleinen Streiks nur so haben müssen…

Eine Freundin, die gerade eine Gruppe ausländischer Jungdiplomaten durch die Stadt geleitet, hat da andere Sorgen. “Als wenn die BVG nicht wenigstens bei Schnee eine Ausnahme machen könnte.” An das Ausleihen von Rädern ist nicht zu denken, einige Teilnehmer sind zu fahrrad-unerfahren.

Das geht wahrscheinlich auch vielen Berlinern so, die allenfalls ein angestaubtes Rad mit schlechten Bremsen im Keller stehen haben. Der Tagesspiegel rät auf’s Fahrrad umzusteigen und gegebenenfalls eines auszuleihen. Gute Idee, nur ist das BVG-Monatsticket in den meisten Fällen schon bezahlt. Und Fahrradverleihe verlangen oft Touristen-Preise. Vielleicht sollte der Berliner Senat doch über öffentliche Leihräder nachdenken, die gegen einen jährlichen Beitrag jederzeit genutzt werden können.

So lässt die BVG ihre Trams verrotten

Foto: Platte C

An einer wenig befahrenen Straße am östlichen Stadtrand Berlins steht eine Straßenbahn der BVG mit dem Fahrziel Tierpark. Niemand steigt ein, es macht auch keinen Sinn, denn Schienen gibt es in der Nähe von Trappenfelde bei Hönow nicht. Ein Bauer hat sich die zugewachsene Bahn offenbar als eine Art Zaun oder Sichtbarriere vor seinen Hof gestellt. Trotzdem herrscht hier eine gespenstische Betriebsamkeit, denn die Tafel im Führerhaus zeigt mal Tierpark an, dann wieder Friedrichshagen/Wasserwerk. Auch die Liniennummern wechseln.

Berlins Tatra-Straßenbahnen verschwinden nach und nach aus dem Bestand der BVG. Erst im Oktober wurden 32 Stück an die Stettiner Stettiner Stadtwerke in Polen verkauft. Die Bahnen aus der früheren Tschecheslowakei wurden in viele Länder des ehemaligen Ostblocks exportiert. Hoffen wir, dass der Rest von Berlins Tatra-Bahnen nicht endet wie die Geister-Tram von Trappenfelde.

Foto (1): Platte C, (2) Henning Onken

Fotostrecke: Berliner Seitenblicke

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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