In Afghanistan wird geschossen, hat gerade unsere Kanzlerin festgestellt. Und in Prenzlauer Berg? In der Dunckerstraße schleppen Anwohner Tannenbäume oder schauen aus ihren gut beheizten Wohnzimmern auf die Straße, wo der Schnee die Stadt noch leiser macht. Es fehlt an nichts außer an dramatischer Geschichte – das jedenfalls lassen diese gemalten “sowjetischen Einschusslöcher” vermuten.
Vor zwei Jahren hat der Berliner Künstler Jens Kloppmann Gipsabrücke von zerschossenen Fassaden gemacht. Vermutlich werden solche “authentischen” Werke bald ihren Weg in die Edel-Nippes-Läden der Gegend finden und sich als Wandschmuck an Berlin-Besucher verkaufen. Eine schauderhaft-schöne Erinnerung an den Straßenkampf für Ihr Zuhause, dann wurde auch dort mal jemand “ganz authentisch” erschossen.
Im Kiez geht schon seit Jahren die Angst um vor dem Verlust des “echten Berlins”. Die Besitzer des “Kauf dich glücklich” in der Oderberger Straße ist bald sicher nur noch halb so glücklich ohne die Einschusslöcher in der ersten Etage. Das Gebäude wird gerade saniert. Auch bei Gegnern des Umbaus der Kastanienallee mag das eine Rolle spielen. Bitte keine Veränderung, keine Langeweile, keine Gesichtslosigkeit.
Ich lasse mir das gern gefallen, solange niemand aus Verdruss an der Behaglichkeit einen Krieg anzettelt.
Bildergalerie: Berliner Seitenblicke
Neue Kommentare