
Auf dem Spreewaldplatz in Kreuzberg stapft die ganze Nacht ein Mann durch einen Tannenwald, einen künstlichen temporären Weihnachtsbaum-Wald, versteht sich. Dieser arme verfrorene Großstadt-Förster soll dafür sorgen, dass der Wald nicht vorzeitig zu einer Lichtung schrumpft, weil sich Passanten im Dunkeln bedienen. Immerhin gäbe das dem Platz seinen Namen zurück, denn Platz für etwas anderes außer Fichten ist hier kaum. Wie steht man das eigentlich durch, eine Nacht lang Weihnachtsbäume zu bewachen? Ich würde mich sehr warm anziehen und als Zeitvertreib die Bäume alle zehn Minuten durchzählen.
Überall in der Stadt sind in den letzten Tagen solche Weihnachtsbaum-Verkaufsstellen entstanden, viele werden offenbar rund um die Uhr bewacht – sogar mit Hunden. Meistens sind sie allerdings nicht offen zugänglich, sondern kleine mit Bauzäunen abgesperrte Gehege. Irgendwann lädt dort ein Laster Weihnachtsbäume ab, zumeist Ware aus Schleswig-Holstein, dem Sauerland oder dem Tannenbaum-Marktführerland Dänemark. Leider sind ärmeren Hauptstädtern Nordmannstannen für 15 oder 20 Euro zu teuer – sie legen stattdessen im Umland selbst einen Christbaum um.
Bleibt die Frage, ob sich die Weihnachtsbaum-Aufpasser einen Baum leisten können. Vielleicht wollen sie auch keinen, besonders nicht im Wohnzimmer – sonst fangen sie an zu zählen.
Fotostrecke: Berliner Seitenblicke
Neue Kommentare