Sträucher wuchern vor dem ehemaligen Konsum in der Hübnerstraße. Bevor die DDR mit den meisten ihrer volkseigenen Produkte in die Welt der Anekdoten und Retro-Läden verschwand, roch es hier nach Pfandflaschen. In den Regalen lagen Schmalzfleischkonserven und “Böngers” genannte Karamellbonbons. Die Orangen-Limonade schmeckte wie vergorenes Fruchtwasser.
So habe ich als verwöhnter Wessi-Knabe einen Dorfkonsum in Mecklenburg-Vorpommern erlebt, zu dem mich meine Großtante bei einem DDR-Besuch schickte. Ich brachte ihr auch mehrere Graubrote mit, die sie vor den Augen der staunenden Besucher täglich an ihre Schweine verfütterte.
In Friedrichshain habe ich unter den umzugsfreudigen Anwohnern noch keinen getroffen, der hier vor 20 Jahren einkaufte. Heute versuchen sich in dem Gebäude gelegentlich Künstler als Galeristen. Für die Kaufgewohnheiten der jetzigen Friedrichshainer taugt die Ladenzeile aber nicht: Anwohner trotten lieber in die zuweilen einstürzenden Flachbauten von Aldi, Netto oder Rewe. Die warten tatsächlich alle nur ein paar hundert Schritte weiter am Alten Schlachthof, ein Kaufland wird auch noch gebaut.
Sicher machen sich in jedem Straßenzug nur jene Geschäfte breit, die der Bewohner dort aushält. Und das ist ein hartes Urteil über diese Gegend an der Grenze zwischen Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Lichtenberg.




Nach der irrwitzigen Shopping-Center-Eröffnung am Alexanderplatz muss die Frage erlaubt sein, ob es noch andere Wege gibt, sich seinen Hausrat zu beschaffen, als mitten in der Nacht wie eine Horde Vandalen ein Kaufhaus zu stürmen. Es gibt sie, aber einfach ist es nicht: “Wäscht noch, dreht langsam, bleibt manchmal im Programm stehen”, steht an einer verlassenen Waschmaschine in der Rigaer Straße. Ein alter Videorekorder ist auch noch zu haben. Wer in Friedrichshain seinen Müll loswerden will, stellt ihn einfach vor die Haustür – vorzugsweise nachts.






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