Sie müsse unbedingt Mitglied in einem Fitness-Studio werden, meinte eine Freundin kürzlich, es sei nicht auszuhalten im Winter ohne Sport. Ob Step-Aerobic oder Thai Bo – die Kurse dort sind offenbar alle ansprechend. Ich kann mir weder unter Step Aerobic noch Thai Bo etwas vorstellen, aber verkneife mir jeglichen Kommentar, sonst werde ich noch zum Probe-Training mitgeschleppt. Im Fitnessstudio gestählte Körper finde ich unästhetisch. Man sieht sehr wohl, ob bestimmte Muskelpartien an Geräten gezüchtet wurden, mit Präparaten gepäppelt oder einfach durch Leichtathletik oder Volleyball ausgebildet wurden. Einmal abgesehen davon sehe ich andere lieber aus der Ferne schwitzen, beim Joggen, und nicht beim Gewichte stemmen.
In diesem Sommer sind mir im Volkspark Friedrichshain eine Reihe mir bislang unbekannter Sportarten aufgefallen. Da stürmen Leute mit Plastik-Knüppeln aufeinander los, mit dem Ziel, ihr Gegenüber nieder zu ringen. Ob das jetzt schon als Kampfsport gilt, kann ich nicht sagen, jedenfalls wirkt das Ganze sehr geordnet. Interessant auch, dass immer mehr Berliner ihr Gleichgewicht testen wollen. Der Park ist voller Leute, die sich auf’s Seil wagen, zwischen zwei Bäumen balancieren. Hin und wieder versuchen einige, direkt einen Baumstamm zu erklimmen, kein Witz. Am coolsten fand ich jedoch die Kids mit ihren Spezial-Fahrrädern, die auf einem dafür eigens angelegten Platz abenteuerliche Kunststücke vollziehen – auf einem Rad einen kleinen Hügel herunter fahren, sich drehen oder einfach nur springen.
Ob das etwas für die Fitness-Studio-Tester wäre? Wahrscheinlich bekommt man dabei genauso Muskeln, wenn nicht sogar mehr und welche, die natürlich aussehen…




Der Sportartikelhersteller Reebok setzt offenbar auf eine ähnliche Strategie. “Run easy” prangte noch im Mai an allen Litfasssäulen und Werbetafeln der Stadt – eine Botschaft an Läufer (wohl vor allem untrainierte), sich körperlich nicht zu sehr zu verausgaben. Fand ich gut, Sporthersteller müssen ja nicht jedem blutigen Anfänger suggerieren, mit ihren schnellen Schuhen sei der Berlin-Marathon ein Klacks. Berlin im Juni, die Hauptstädter schwitzen auch ohne körperliche Anstrengungen. Die “Run-Easy”-Plakate sind inzwischen verschwunden – komisch, da doch zu dieser Jahreszeit die meisten Jogger in der Mittagshitze kollabieren. Nachhaltigkeit, wie wir sie aus der Dove-Kampagne gewohnt sind, sieht wohl anders aus. Auch wenn aus Marketing-Gesichtspunkten nicht zehn Wochen lang mit den gleichen Plakaten geworben werden kann – warum gibt es keine neuen, die an die Kampagne anknüpfen? Alle Reebok-Schuhe in Berlin kurzfristig ausverkauft? Oder doch lieber auf Nummer sicher: “schneller=sportlicher=schöner”?






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