Das Auto musste lichterloh gebrannt haben, am nächsten Morgen war nicht mehr viel davon übrig. Arne hatte nichts bemerkt, seine Fenster gehen zum Hof hinaus. Das war vor etwa einem Jahr, seitdem sind über hundert Fahrzeuge in Flammen aufgegangen, das mediale Interesse hat jedoch deutlich nachgelassen. Der Prozess um den Wirt, der einen Minderjährigen mit Tequila abgefüllt haben soll, die Debatte um Jugendkriminalität - das Thema ist von der Agenda verschwunden. Schlechte Zeiten für eine Hand voll militanter Linker, die krampfhaft versucht, mit Anschlägen auf Luxuskarossen auf sich aufmerksam zu machen? Laut taz sind auch Kleinwagen Anschlagsziele gewesen, was für einigen Unmut in der Szene gesorgt haben soll- Geringverdiener zu treffen, hat mit Klassenkampf wenig zu tun.
Zielgerichteter mutet hingegen ein Plakat an, das seit kurzem an Friedrichshainer Stromkästen pappt: “Kriegsgerät interessiert uns brennend” steht darauf, ein Hinweis auf eine internationale Veranstaltung in Kreuzberg zu Antimilitaristischen Blockade- und Sabotageaktionen. Eine Aktivistin aus den Niederlanden wird über die Zerstörung einer militärischen Satelliten-Anlage berichten, ein Referent aus Irland darüber, wie er ein Militärflugzeug beschädigt hat. Die Veranstalter wünschen sich “eine anregende Diskussion für eine erfolgreiche Zukunft des antimilitaristischen Widerstands”.
All diese Informationen stehen frei zugänglich im Netz. Erstaunlich, wie schnell auch die Themen Internetüberwachung und Schäuble 2.0 von der Agenda verschwunden sind…
Könnte dieser Artikel nicht weiter verbreitet werden als allein in diesem Blog? Ich als schlichte Leserin kann doch nichts ausrichten. Sicher gibt es kompetente Menschen, die ein Abbremsen veranlassen könnten. Die hier beschriebenen Tatsachen machen mir Angst, erst einmal jedenfalls arge Unruhe.