Die Musenstube

Illustration: Annette Köhn“Mein Name ist Spielmann, ich komme für die Kiezlupe, die Frage ist, ob Sie Interesse haben, für sich und Ihr Angebot zu werben.“ Wenn es die Qualität meines Bandes es hergäbe, würde ich diesen Satz einstellen. Als Endlosschleife.

“Mein Name ist Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann Spielmann …”

Klang wie Ludwig Erhardt in den 50er Jahren.

Montag in der Musenstube, Annette Köhn erzählt gerade von ihrem Projekt mit Schülerinnen der Rütli-Schule. “Wer nicht wirbt, der stirbt“, fährt der Anzeigenverkäufer fort. Eine These, die vielleicht auf den ein oder anderen Trödelladen in der Nachbarschaft zutreffen könnte, auf den Laden von Annette wohl aber weniger. Es sind gerade Projekte wie die Musenstube, die den Reuter-Kiez neu beleben. Auch wenn sie den Initiatoren einigen Mut abverlangen.

“Ey, isch schwör, Musenstube, was iss’n das?“ So brachten Rütli-Schüler ihre Neugier zum Ausdruck, als die Kommunikationsdesignerin ihren Laden [”Ladenbüroateliergalerie“] eröffnete. Manchmal treten sie zwar noch auf dem Heimweg gegen das Schild, viele haben jedoch inzwischen herausgefunden, womit sich Annette beschäftigt - mit Illustrationen, Websites und Comics. Sie veranstaltet zudem Vernissagen. “Dem Kiez etwas zurückzugeben, wenn die Künstler einziehen”, dieser Gedanke kam der 31-Jährigen schnell, als sie die über die Zwischennutzungsagentur vermittelten Räume renovierte. So entstand die Idee für “Kreative Medienkompetenz”, ein EU-gefördertes Projekt für junge Frauen mit Migrationshintergrund. Annette erklärt den Teenagerinnen Gestaltungsgrundlagen für Flyer und zeigt ihnen, wie man Entwürfe mit Grafik-Programmen umsetzen kann. Gemeinsam mit den Rütli-Schülerinnen entwickelt sie jetzt einen “Rütli-Flyer”, mit dem sich die Schule der Öffentlichkeit präsentieren will.

Die Musenstube soll mehr sein als ein Laden. Ein Treffpunkt für Anwohner und Kreative, Künstler und Comicbegeisterte. Kreative kamen und blieben dauerhaft - mittlerweile sind drei Untermieter eingezogen. Auch Nachbarn haben den Weg in den Laden gefunden und lassen sich bei der Gestaltung von Websites oder Visitenkarten beraten. Inzwischen kommen auch die Schülerinnen freiwillig, die Arbeit an dem Flyer macht Spaß. Nur soviel dazu - er wird rosafarben sein: “Um die Jungs zu ärgern..”

Zwischennutzer im Reuterkiez: Prekäres Paradies

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