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Archiv für das 'Schöneberg'-tag

“Manchmal braucht es einen Flash-Mob, um eine Kugel Eis zu kaufen”

Foto: Henning Onken

Ein Eisdielenwirt im Nollendorfkiez soll Schwule und Lesben beleidigt – ja sie sogar aus seinem Vorgarten geworfen haben. Dafür bekommt er am Sonnabend die Quittung: Knapp 1000 Menschen treffen sich vor dem “Dolce Freddo” in der Maaßenstraße zum “Knutschen bis der Wirt kommt”.

Zwanzig Minuten vor 14 Uhr trippeln  die Agentinnen des Staatsministeriums für Tuntensicherheit im Gleichschritt durch die Maaßenstraße. Sie bestellen eine Kugel Eis, die ihnen dann “leider runterfällt”. Der Wirt macht einen kleinlauten Eindruck und entschuldigt sich vor der versammelten Menge. Richtig bedrohlich wird es für ihn nicht, denn die phantasievoll kostümierte Schwester Aura Scortea – eine schwule Berliner Nonne – stellt in ihrer Ansprache klar, warum man gekommen sei: Zum Küssen – und nicht gegen etwas, sondern für Toleranz und Liebe.

Das Ereignis zeigt einmal mehr die Stärke von sozialen Netzwerken wie Facebook, wo über 300 Teilnehmer ihr Kommen zugesagt hatten. Die Lesben aus diesem schwul-lesbischen Kiez blieben bei all dem Trubel allerdings deutlich in der Unterzahl.

Umparken oder umsteigen: Aufräumen in der Umweltzone

Ausgeträumt der Traum vom Hippie-Bus, den man während des Sommers bewohnt und im Winter gegen eine Wohnung mit Ofenheizung eintauscht. Die Umweltzone setzt den stinkenden Benzinschleudern ein jähes Ende, aus dem Straßenbild sind die aber bislang nicht verschwunden. Erst ab Februar werden Fahrzeughalter zur Kasse gebeten, bekommen einen Punkt in Flensburg und zahlen eine Mahngebühr in Höhe von 40 Euro. Dies betrifft auch geparkte Autos ohne Umweltplakette.

Immer häufiger versuchen Besitzer daher, alte Autos wie diesen klapprigen Opel Corsa los zu werden. Sie tun gut daran, denn nach Berlin, Köln und Hannover planen offenbar weitere 20 Städte Umweltzonen. Natürlich gibt es Berliner, die auf Sonderregelungen spekulieren. In Schöneberg hat etwa ein Restaurant-Besitzer einen ausrangierten Bus zum Raucher-Mobil umgebaut. Seine Gäste können trotz des Rauchverbots ohne zu frieren genüsslich ihrer Sucht frönen.

Kaum eine gesündere Alternative, als zu Hause den Kohleofen anzuwerfen: Der kann nämlich neben Giften wie Dioxin und Teer auch krebserregende Kohlenwasserstoffe (PAH) produzieren. Nicht zu vergessen die Unmengen an Feinstaub, die ja im Straßenverkehr mit der Umweltzone begrenzt werden sollen.

Warum also nicht gleich etwas mehr Miete zahlen und auf das Auto verzichten? Gesünder wäre es in jedem Fall.

Alles Grün, aber retten wir so den Kiez?

Schon ironisch, dass ausgerechnet die Bild-Zeitung über das Ende des derzeit ältesten Berliner Bioladens berichtet. Der Inhaber der “Sesammühle” muss den Laden nach 33 Jahren schließen – die Konkurrenz durch die neuen Ketten sei einfach zu groß geworden. Dass der Laden nun Schlagzeilen macht, ist kein Zufall: Einen Nachruf auf einen anderen, noch älteren Bioladen, konnte man bereits im vergangenen Juni im Tagesspiegel lesen.

Die von Hannes Wader besungenen “schrumplig weiche[n] Möhren, die man [...] zu Kringeln biegen kann”, findet man in den neuen Biomarkt-Ketten kaum noch, die Auswahl an Müslis, Nudeln und Feinkost ist groß. Brötchen aus hellem (!) Biomehl und Fleisch gehen selbstverständlich auch über die Theke. Die Mitarbeiter sehen ebenfalls anders aus: Weniger alternativ, blonder, ungesünder. Nun ja.

Die Zeiten, in denen sich Verwandte auf Familienfeiern über “Grünen Kuchen” beklagen, sind vorbei seit selbst Fernsehköche “Vollwertkost” servieren. Die großen Discounter haben den Trend längst erkannt und bieten manchmal sogar nur Bio-Bananen an. Eine Frage der Zeit, bis die Bild-Zeitung mit Rezepten nachzieht…

Hilfe, die Hanfplantage brennt!

Hanfplantage - Foto: name.invalidEs lag wohl an der Zeitschaltuhr, doch wie die kleine Plantage in seinem Kleiderschrank Feuer fing, weiß Mark* nicht genau. Die Uhr kontrollierte den Rhythmus zwischen Licht und Dunkelheit für zwölf Pflanzen, die unter einer Flutlichtlampe gedeihen sollten. “Doch irgendwann hat sie nicht mehr ‘Klick’ gemacht”, erzählt der schlaksige Mann im Parka traurig.

Was tun, wenn’s brennt? Mark war nicht da. Einer der Nachbarn hat die Feuerwehr gerufen und seitdem heißt Mark bei Frau Menke*, einer Rentnerin aus dem dritten Stock, nur noch “Herr Hobbygärtner”. Und Post vom Polizeipräsidenten ist auch da.

“Ein Wunder, dass der Ärger nicht schon früher begonnen hat”, seufzt Mark. Es roch einfach überall: Im unsanierten Hinterhof seiner Schöneberger Wohnung, im Treppenhaus. Und wenn er Freunde zu einem Kuchen mit Graspflanzen einlud, schlug den Besuchern an der Tür ein starker Geruch entgegen: Kenner hätten wohl die holländischen Züchtungen erschnüffelt.

Immer mehr Berliner gehen Marks illegalem Hobby nach und bauen Hanf an. Drogenfahnder stellten im letzten Jahr 24.000 Hanfplanzen sicher, das waren mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. In “Growshops” decken sich Hanfgärtner mit Zubehör ein. Wenn es stimmt, was kürzlich in einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu lesen war, hat sich dieser Trend jedoch umgedreht: Das Kiffen kickt nicht mehr.

Foto: name.invalid

* Name geändert

Hanfmuseum Berlin, Mühlendamm 5, 10178 Berlin

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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