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Autorenarchiv für Anne Onken

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Nie mehr Billig-Praktikant

"Kein Bock auf ne prekäre Karriere" - Foto: Anne OnkenKein Bock auf ne prekäre Karriere” stand auf Plakaten der Demonstranten der Mayday-Parade in Mitte. Haben wohl die wenigsten Studenten und die Politik sollte das ernst nehmen.  Ausgerechnet Ex-Juso-Chef Björn Böhning sucht jetzt Billigpraktikanten für den Wahlkampf. Er dürfte nicht der einzige Politiker sein.

Dass Studenten in Berlin immer wieder auf die Straße gehen und ihren Unmut Luft machen, ist ein gutes Zeichen. Berichte über prekäre Berufseinsteiger, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, mussten sie seit Beginn ihres Studiums immer wieder lesen. Vielleicht haben sie ja gelernt und machen es anders als ihre älteren Geschwister der Generation Praktikum: Treten forscher auf, lassen sich von traurigen Geschichten über schwierige Berufseinstiege nicht beeindrucken.  Erzählen Björn Böhning, dass er ohne ihre Twitter-Kenntnisse gleich einpacken könnte und verlangen gleich eine Festanstellung. Einen Versuch wär’s wert.

Protest-Bilder von der Demo und dem 1. Mai in Berlin

Hobby: Polizei nerven oder Krawall bis der Arzt kommt

Feiernde Friedrichshainer zünden ein Feuer auf der Straße an - Foto: Henning Onken

Die Polizei-Meldungen der vergangen Woche lesen sich wie ein Tagebuch, in dem immerfort das selbe Thema weitergedreht wird.  Ostermontag: Feuer an der Kreuzung Liebigstraße Ecke Rigaer in Friedrichshain. 70 Leute hätten Gegenstände auf der Fahrbahn entzündet und Löschmaßnahmen der Feuerwehr behindert. Drei Tage später, am Mittwoch, stehen an der selben Straßenecke Müllcontainer in Flammen, am Donnerstag brennen schließlich Holzscheite in einem Einkaufswagen. Immer rückt die Polizei an, löscht zum Teil selbst und bereitet sich auf den nächsten Einsatz vor.

Am Freitag vermeldet die Polizei nichts zu dem Thema, im linken Internetpotal Indymedia schildert hingegen ein Autor unter Pseudonym einen Polizei-Einsatz am Nachmittag vor dem Hausprojekt in der Liebigstraße als “lebensbedrohlich”. Eine Person sei fast von einem fahrenden Polizeiauto mitgeschleift worden, Schlagstöcke und Pfefferspray seien zum Einsatz gekommen. Einordnend heißt es dann dazu bei Indymedia, es werde deutlich, “dass die Bullen ihre privaten Hass- und Frustrations Gefühle nicht von ihrem Amt trennen können. Wie mensch sieht haben sie keine Hemmungen, auch Menschenleben aufs Spiel zu setzen.”

Willkommen im Chaotenbezirk - Foto: Henning OnkenNatürlich vergisst der Indymedia-Autor nicht, auf die politische Dimension zu verweisen, auf den Kurs der Berliner Regierung: “Es geht darum, andere Arten von Leben, die nicht der bürgerlichen Norm und Konsumhaltung entsprechen, von der Straße und den Innenstadt-Bezirken Berlins zu verbannen. Um den notwendigen gesellschaftlichen Rückhalt für ihr Vorhaben zu bekommen, wird mit den Massenmedien zusammengearbeitet. Es werden Lügen verbreitet, aus brennenden Holzscheiten in einem Einkaufswagen werden brennende Strassenbarrikaden.”

Der Indymedia-Autor trifft damit den Nagel auf den Kopf: Es geht immer auch um gesellschaftlichen Rückhalt. Ist halt die Frage, ob man den in der Nachbarschaft und darüber hinaus gewinnt, indem man jeden Abend ein Feuerchen vor der Haustür macht. Oder ob man nicht doch lieber nach Argumenten sucht, warum bestimmte Formen des Zusammenlebens so wertvoll sind und andere davon überzeugt.

Fotostrecke: Berlin bei Nacht

Jugendliche mit Meinung verzweifelt gesucht

spot_300x197Auch wenn auf allen Kanälen gerade für oder gegen den Volksentscheid Pro Reli am 26. April Stimmung gemacht wird: Wir befinden uns auch im Europawahlkampf. Die Senatskanzlei hat schon vor einigen Wochen einen Werbespot geschaltet, der junge Erwachsene ansprechen soll.

Der Videoclip zeigt zwei Jugendliche in Berlin beim Parkour, einem Extremsport, bei dem die Teenies über Autos springen, Zäune überwinden und halsbrecherische Kletteraktionen starten. Und all das, um bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben. “Du bestimmst den Weg”, heißt es in der Kampagne. Eine Botschaft, die zumindest eine prinzipielle Aufgeschlossenheit gegenüber jungen Leuten zum Ausdruck bringt.

Günter Jauch im Wahlkampf für Pro Reli - Foto: Henning OnkenDiese zentrale Botschaft fehlt in der Pro Reli Debatte. Obwohl Jugendliche ab 16 Jahren in Berlin das Wahlrecht auf kommunaler Ebene haben, wird der Diskurs von Eltern, Kirchenvertretern und Parteien geführt. Moderatoren wie  Günter Jauch und Tita von Hardenberg geben ihr Gesicht für Pro Reli her, aber keine Berliner Teenie-Sternchen. Eine Umfrage unter Jugendlichen sucht man vergeblich. Warum bloß?

Picknick auf dem Dach

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Der Tür zum Dachboden fehlt die Klinke, doch mit einem Löffel lässt sie sich ohne weiteres öffnen. Es wäre einfach, mit einer Flasche Wein durch eine Dachluke ins Freie zu steigen und die Straße zu beobachten. Aber die Idee kommt mir erst nach sechs Jahren Berlin. Aus Ärger über zugemüllte Parks.

Berliner Dächer sind toll. Firste sind viel breiter, als man als ängstlicher Mensch vermuten würde und dort, wo es bislang nur wenige Dachgeschosswohnungen gibt, sind sogar kleine Spaziergänge möglich. Und diese Ruhe. Kaum ein Nachbar, der sich sechs Stockwerke hochschleppen und an einer verschlossenen Tür rütteln würde.

Bleibt zu hoffen, dass sich Berliner Hausbesitzer vorerst keine Gedanken über Solarzellen machen und sich mit dem Ausbau von Dachgeschossen Zeit lassen.

Abbildung: Wikipedia

Im Herzen doch Neuköllner..

img_2015bAuf die Idee muss man erst mal kommen: Bei Facebook machen sämtliche Bekannte den Test “Welcher Berliner Bezirk bist du?” Die Fragen reichen von der bevorzugten Musikrichtung über den beruflichen Kontext bis hin zur Lieblingsdroge. So what?

Bei einer Freundin kam Neukölln raus,  das hat ihr zu schaffen gemacht. Sie hat wohl als Lieblingsessen gutgläubig Currywurst statt Biobrot mit Biobelag angekreuzt, und zugegeben, “am liebsten einfach rum zu zappen”. Autsch. Ist doch klar, dass die sozial erwünschte Antwort, die für Kreuzberg oder Prenzlauer Berg qualifiziert, lauten muss: “Ich hab’ keinen Fernseher. Ich lese lieber.”

Ich empfehle zur Lektüre den neuen Berliner Sozialstruktur-Atlas 2008. Der ist heute von Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) vorgestellt worden, und zeigt, dass sich in den Bezirken Neukölln und Mitte die Armut verfestigt hat. Dass Pankow wegen Prenzlauer Berg einen leichten Anstieg der Pro-Kopf-Einkommen gegenüber 2003 verzeichnet, der Randbezirk Marzahn-Hellersdorf im Vergleich zur vorherigen Untersuchung vier Plätze im Ranking der Bezirke abgestürzt ist.

Und vieles mehr, das wir insgeheim geahnt haben – zum Beispiel, dass es aufwärts geht, mit einigen Kiezen in Friedrichshain-Kreuzberg.

Ekel-Restaurants: Die Negativliste beginnt im Kopf

Nach dem Gammelfleischskandal nun eine Liste mit Pankower Gaststätten und Bäckereien, in denen untragbare hygienische Verhältnisse herrschen. Der Aufschrei ist groß – zurecht. Aber hätte man es nicht ahnen können? Wer sich über verstopfte Toiletten oder fehlende Seife in Restaurants ärgert, kann nicht erwarten, dass es in der Küche groß anders aussieht. Gammelige Auberginen und klebrige Regale scheinen angesichts der oftmals niedrigen Preise in Berliner Gaststätten nicht weiter verwunderlich.

Leute, die auf Lammfleisch von Aldi verzichten, weil es zu teuer ist, sich dann aber über Lamm in Currysauce für 4,50 Euro beim Pakistaner freuen, haben leider eine selektive Wahrnehmung. Im Bioladen kosten 400 Gramm Hähnchenfleisch knapp zehn Euro, aber das nur am Rande. Natürlich verdrängen wir, was in der Küche unserer Lieblingscafés vor sich geht: Wenn von den besagten 4,50 Euro für das Lamm-Curry nicht mal das Fleisch bezahlt werden kann – was bleibt dann den Küchenhelfern und Kellnern, geschweige denn den Reinigungsleuten? Wie kann der Eigentümer überhaupt das Geld für die Miete aufbringen?

Unbequeme Fragen, die man sich grundsätzlich stellen sollte, Negativliste hin oder her.

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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