
Die Polizei-Meldungen der vergangen Woche lesen sich wie ein Tagebuch, in dem immerfort das selbe Thema weitergedreht wird. Ostermontag: Feuer an der Kreuzung Liebigstraße Ecke Rigaer in Friedrichshain. 70 Leute hätten Gegenstände auf der Fahrbahn entzündet und Löschmaßnahmen der Feuerwehr behindert. Drei Tage später, am Mittwoch, stehen an der selben Straßenecke Müllcontainer in Flammen, am Donnerstag brennen schließlich Holzscheite in einem Einkaufswagen. Immer rückt die Polizei an, löscht zum Teil selbst und bereitet sich auf den nächsten Einsatz vor.
Am Freitag vermeldet die Polizei nichts zu dem Thema, im linken Internetpotal Indymedia schildert hingegen ein Autor unter Pseudonym einen Polizei-Einsatz am Nachmittag vor dem Hausprojekt in der Liebigstraße als “lebensbedrohlich”. Eine Person sei fast von einem fahrenden Polizeiauto mitgeschleift worden, Schlagstöcke und Pfefferspray seien zum Einsatz gekommen. Einordnend heißt es dann dazu bei Indymedia, es werde deutlich, “dass die Bullen ihre privaten Hass- und Frustrations Gefühle nicht von ihrem Amt trennen können. Wie mensch sieht haben sie keine Hemmungen, auch Menschenleben aufs Spiel zu setzen.”
Natürlich vergisst der Indymedia-Autor nicht, auf die politische Dimension zu verweisen, auf den Kurs der Berliner Regierung: “Es geht darum, andere Arten von Leben, die nicht der bürgerlichen Norm und Konsumhaltung entsprechen, von der Straße und den Innenstadt-Bezirken Berlins zu verbannen. Um den notwendigen gesellschaftlichen Rückhalt für ihr Vorhaben zu bekommen, wird mit den Massenmedien zusammengearbeitet. Es werden Lügen verbreitet, aus brennenden Holzscheiten in einem Einkaufswagen werden brennende Strassenbarrikaden.”
Der Indymedia-Autor trifft damit den Nagel auf den Kopf: Es geht immer auch um gesellschaftlichen Rückhalt. Ist halt die Frage, ob man den in der Nachbarschaft und darüber hinaus gewinnt, indem man jeden Abend ein Feuerchen vor der Haustür macht. Oder ob man nicht doch lieber nach Argumenten sucht, warum bestimmte Formen des Zusammenlebens so wertvoll sind und andere davon überzeugt.
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