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Dies ist die Geschichte einer tragischen Liebe, jedenfalls dachte ich das, als ich anfing, diesen Text zu schreiben. Jemand klebt Nacht für Nacht den Friedrichshainer Kiez zwischen Boxhagener Platz und Ostbahnhof mit selbstgezeichneten Plakaten zu: Die Motive ändern sich, die Botschaft bleibt gleich: “Linda, komm zurück - Scheiß Winter ohne Linda, Linda hat gesagt, ich sei erbärmlich.” Trennungsschmerz im Linda-Mantra bis zur Besinnungslosigkeit. Inzwischen sind drei Jahre vergangen und noch immer finden sich Überreste dieser besessen gekleisterten Kunst an Hauswänden.
Wer ist Lindas Ex? - ist er endlich glücklich mit jemand anders geworden oder hat sie ihn erhört? Ist er nach Indien gefahren und hat in einem Ashram ein Glück gefunden, das nicht von dieser Welt ist?
Google weiß es besser. Lindas Ex ist Roland Brückner, ein in Berlin lebender Künstler aus Lindau - deshalb der Name Linda, die es niemals gab, wie er schreibt. Das Projekt Lindas Ex hat er aufgegeben, eine Kunsthochschule besucht und ist mit der Ausstellung “Tracing Linda” im Museum für Kommunikation gelandet. Inzwischen zeichnet er Cover für die zitty und hat das Bloggen für sich entdeckt.
Ob öffentlicher Phantomschmerz oder tief empfundenes Leid: Roland Brückners Kampf um seine Linda ist so etwas wie eine urbane Legende des Friedrichshainer Südkiezes geworden.
Weitere Bilder von Lindas Ex
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Irgendwer hat sich mitten auf der Warschauer Brücke erschossen. Nein, es ist anders als ihr denkt, denn dies ist keine Geschichte über Blut und Leichen, davon gibt es genug. “LSD-25 - Albert Hoffmann” steht auf dem Radweg und ein paar Meter weiter, kurz vor dem Geländer mit Blick gen Westen bekennt jemand: “My mind is shot!” Albert Hoffmann ist nicht der Gründer einer Berliner Getränkeladen-Dynastie, bei dem sich die halbe Stadt mit Hartalk eindeckt, sondern der Erfinder von Lysergsäure Diäthylamid - LSD also.
Ein harmloser Schweizer Professor, der 1943 beim Radfahren wundersam vom Weg abkam, als er die psychoaktive Wirkung seiner Substanz zum ersten Mal erlebte. Dann traf er auf einen Ex-Harvard-Professor namens Timothy Leary, der das Zeug an Universitäten verteilte und die Dinge nahmen ihren Lauf…

Hoffmann hin oder her - ich_hoff’_mal, dass unsere unbekannt trippenden Künstler nur ganz abstrakt gedacht haben, sie könnten fliegen. Von der Warschauer Brücke, ein paar hundert Meter über rumpelnde S-Bahnen hinweg, um dann ganz die Stadt zu verlassen, nur noch der Sonne entgegen.
Telepolis: Ein Gespräch mit Albert Hofmann
Hoffmann, Albert: LSD - Mein Sorgenkind
Fotostrecke: Berliner Seitenblicke
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Es hat gebrannt - mal wieder. Vor fast genau zehn Jahren flüchteten die Bewohner der Rigaer Straße 84 schon einmal vor den Flammen. Raus auf die Straße, Blaulicht, Feuerwehr und hektisch ein paar Habseligkeiten retten, um dann irgendwo anders unter zu kommen. Gestern ist genau das wieder passiert und diesmal ist das Haus noch weiter herunter gebrannt. “Die Feuerwehr hat lange Zeit nichts gemacht”, erzählt ein Bewohner. Über die Brandursache ist noch nichts bekannt, doch an der Interessenlage zwischen Besitzer und Mietern hat sich seit 1997 wenig geändert. Er will sanieren, sie wollen gemeinsam günstig wohnen.
Den Brand von 1997 haben Unbekannte in den Dachstühlen des Hauses gelegt. Doch nach langer baupolizeilicher Sperrung, Behördenhickhack, Besitzerwechsel und Instandsetzung kehrten die Bewohner zurück. Dem neuen Besitzer waren offenbar die bestehenden Mietverträge verschwiegen worden. Ob sich die vor die Tür Gesetzten durchsetzen können, ist fraglich.
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Die am häufigsten wahrgenommene Umweltbelastung ist Lärm. Auf der Suche nach einem ruhigen Ort in der Stadt fand ich mich irgendwann auf dem Friedrichswerderschern Friedhof an der Bergmannstraße wieder. Ein riesiges Areal mit Grabstätten aus dem 19. Jahrhundert, unkrautüberwachsenen Familiengruften und alten Parkbänken. Absolute Stille dort, es gab nicht mal Fledermäuse.
Das ist nun einige Wochen her und sicherlich nicht der Geheimtipp für den Sommer. Dort eine Zeitung auszupacken, erscheint pietätlos. Aber die Alternativen? Die Hasenheide gleich um die Ecke ist weitläufig genug, sodass man von den angrenzenden Straßen nichts hört. Diesen Park haben jedoch vorwiegend türkische Familien in Beschlag genommen. Und Dealer. Zweitere bewegen sich relativ lautlos, erstere weniger. Handys bimmeln orientalisch, stumme Kinder wünscht man ja niemandem.
Was ist neu an alledem? Nichts. Ich könnte fortfahren und mir den nächsten Park vornehmen. Den Volkspark Friedrichshain zum Beispiel. Auch der ist laut - die Schnellstraßen und die Tram. Dennoch: Die BVG setzt nun in Friedrichshain offenbar alles daran, um die Anwohner nachts nicht mit der lauten Ausbesserung der Gleise zu traktieren. Immerhin. Vielleicht werden bald auch wieder begrenzte Fahrverbote wegen Feinstaub eingeführt?

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Schwer zu sagen, wie viele Hunde täglich in Berlin den Besitzer wechseln. Einige Leute können offenbar nicht widerstehen, wenn sie vor dem Supermarkt einen fremden Hund sehen. Sie binden den Köter los und laufen dann einfach weiter. Mal abwarten, was passiert. Hunde sollen ja angeblich jedem folgen, der mit einem kleinen Bestechungsimbiss lockt.
“Iman” muss ein integrer Rottweiler gewesen sein, einer, der sicher nicht jedem beliebigen Hundebetörer zum Opfer gefallen wäre. Sonst hätte Danny, sein Besitzer, sicherlich keine Belohnung über 1500 Euro ausgesetzt. Dennoch: Wer wird schon in Kreuzberg oder Neukölln seinen Kampfhund “Iman” nennen? Fahrlässig. Geradezu eine Einladung an Kidnapper, die ihre religiösen Gefühle verletzt sehen. Oder an radikale Tierschützer, die Danny Tierquälerei unterstellen, so abgemagert, wie der Hund auf dem Zettel aussieht. Weiterlesen von ‘Rätselraten um einen vermissten Hund’
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Mein Nachbar ist ausgezogen. Er hat mir weder Bescheid gesagt, noch habe ich seinen Umzug bemerkt, geschweige denn ihm geholfen. Erst ist mir aufgefallen, dass in der Wohnung nebenan andere Musik lief: Drum ’n’ Bass anstatt klassischer Musik oder Schlagern. Dann habe ich im Treppenhaus gesehen, dass ein mir unbekannter, wesentlich jüngerer Mann, begleitet von seiner Freundin, die Wohnungstür von Herrn S. aufschloss. Ich sagte verdutzt hallo, und bin gleich auf meinen Balkon gegangen. Der überklebte Name an der Klingel bestätigte später meinen Verdacht – sicher war ich aber bereits beim Anblick seines Balkons: Herr S. war weg - die putzigen Gartenzwerge waren nämlich verschwunden.

Herr S. war ein älterer Mann mit grauen Haaren und Brille, der gern seine Ruhe hatte. Zum ersten Mal begegneten wir uns im letzten Sommer. Ich war gerade eingezogen und stand auf dem Balkon. Ich hatte meinen CD-Player angemacht, die Balkontür stand offen. Ich lehnte mich über das Geländer. Neben mir plötzlich eine Stimme: „Ihre Musik ist zu laut, das ist die reinste Zumutung.“ Er höre alles, sagte Herr S., ohne mich vorher begrüßt zu haben. Weiterlesen von ‘Der verschollene Nachbar’
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