
Hallo, was machen Sie denn da?”, ruft eine Frauenstimme. “Fotos”, sage ich in die Dunkelheit hinein, und sehe schemenhaft, wie sich wenige Meter von mir eine Person aufrichtet. Offenbar beruhigt diese Antwort, sie kuschelt sich wieder in ihren Schlafsack und erzählt mir im Liegen von Berlin: Historische Gebäude verschwimmen mit Museen und unendlich vielen Gesichtern in der U-Bahn – Nachtgedanken einer Touristin aus Koblenz, die erst am Mittag angereist ist. Vom Palast der Republik hat Ines nichts gehört, obwohl sie mit ihrer Freundin direkt am Bauzaun pennt. Es ist drei Uhr morgens und Vollmond, wir sind allein auf dem Schlossplatz.
Still ist es hier um diese Zeit, wie so oft an Orten, die verfallen. Aus Ruinen auferstanden, das war die DDR, denke ich. Und irgendwo dort, wo jetzt ein riesiges Loch im Stahlgerippe klafft, hat einst Honecker auf dem Balkon gestanden und lahm gewunken. Nimmermehr, statt 40 Jahren DDR feiert hier wohl bald das Kaiserreich mit einer stolzen Fassade eine kleine Wiederkehr. Aber das ist eine andere Geschichte, denn ich rede nicht über neue Träume von einem alten Schloss. Ich bin wie gebannt von der Ästhetik der Zerstörung. ‘Schlossplatz: Haie in der Spree’ weiterlesen


Am Sonntag in Potsdam in der Toilette eines Cafés ein Schild mit der Aufschrift: “Dieses WC wird videoüberwacht, zu Ihrer eigenen Sicherheit.” Das Schild hing in einer dunklen Ecke und fiel erst beim Verlassen des Raumes auf. Nirgends eine Kamera. Dennoch Protest darüber an der Theke eingelegt. Der Kellner antwortete nur lapidar, es sei der erste April. Liefe ich nicht wieder einmal mit der Stasi-Brille durch die Stadt, wäre ich mit der Erklärung zufrieden gewesen. Angesichts der Stasi-Brille aber Zweifel. Wer sich einen solchen April-Scherz einfallen lässt, muss einige Fantasie haben. Also doch eine Kamera im Seifenspender in dieser Potsdamer Toilette? In der künstlichen Blume auf dem Spiegelschrank? Video-Überwachung – ob real oder tatsächlich als Scherz gedacht – das erinnerte verdammt an Stasi-Methoden. 






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