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Monatsarchiv für Mai 2007

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“Unsere Unterschiede sind ähnlich”

Kies knirscht, es klingt als würde jemand graben. Kurz darauf Glockenläuten. Ein Friedhof? Oder doch die Müllabfuhr bei einer Aufräumaktion nach einer Großveranstaltung? Tatsächlich handelt es sich um eine Anlieferung von Briketts, die Ludovic Fresse in einer polnischen Kleinstadt aufgezeichnet hat. Eine richtige Deutung der Geräusche gelang nur zwei Frauen aus Polen. Für sein neues Projekt Unsere Unterschiede sind ähnlich hat der französische Kulturwissenschaftler und Aktionskünstler Alltagsgeräusche, Stimmen und Musik in Polen, Deutschland und Frankreich eingefangen. Er hat Interviewpartner aus den drei Ländern gebeten, diese Geräusche einzuordnen und zu kommentieren. So entstand ein dreisprachiges Hörspiel, das heute abend in der Juno-Galerie vorgestellt wird.

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Bev Lee Harling im Abo

Foto: promoBev Lee Harling ist heute wieder in Berlin und spielt um 24 Uhr im Bohannon. Die Mitbewohnerin sitzt an der Quelle, sie steht immer ganz früh auf der Gästeliste. Eintritt zahlt S. fast nie – das Pay-Nothing-Abo. Wie ist das mit Gästelisten? Er könne sich nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt Karten für ein Konzert gekauft habe, sagt ein Bekannter, der ziemlich gut vernetzt ist. Er scheint alle Clubbetreiber und Konzertveranstalter Berlins zu kennen. “Hauptsache der Laden ist voll, die verdienen vor allem an den Getränken.” Daher käme fast die Hälfte der Konzertbesucher über Gästelisten umsonst rein. Klingt plausibel. Etwas ähnliches erzählte letzte Woche eine Frau, die für ein Warschauer Stadtmagazin schreibt. “Wer Eintritt zahlt, hat etwas falsch gemacht.”

Wieso also zu Bev Lee Harling – zum dritten Mal innerhalb des letzten halben Jahres? Die Künstlerin umsonst sehen, was das Konzert vielleicht sogar entwertet? Harlings Musik ist entspannt, eine Mischung aus Pop, Folk und Jazz. Die Songwriterin aus London ist studierte Jazzmusikerin und kommt weitgehend ohne musikalische Begleitung aus. Sie spielt selbst Keyboard und Viola. Harling sei “eine der aufregensten Persönlichkeiten, die Genregrenzen überwindet” und nicht in eine Schublade einzuordnen sei, schreiben die Veranstalter. Eine Hörprobe gibt es bei MySpace.

Bev Lee Harling, Bohannon Soul Club, Dircksenstraße 40, S-Bahn Hackescher Markt, Eintritt 7 Euro.

Zu faul um ein Buch zu halten

Im ParkNa, Zimmer zu klein für die Hausbibliothek? Sowas soll’s geben. Wer sich trotzdem gern mit klassischer Literatur von Goethe, Kafka oder den Brüdern Grimm vom Alltag ablenkt und einen Mp3-Player besitzt, kann mit dieser Webseite sicher etwas anfangen. Inzwischen ist das kostenlose Archiv von Vorleser.net auf ungefähr 400 Hörbücher angewachsen, die alle aus der Feder von längst verblichenen Autoren der Weltliteratur stammen.

Tolle Idee eigentlich, Werke aus dem lizenzfreien Schätzen der Public domain zu heben. Dahinter steckt natürlich auch ein kleines Geschäftsmodell: Wer sich über eine Stunde lang umsonst Franz Kafkas Strafkolonie anhört, wird bestimmt irgendwann auf die Idee kommen, sich kostenpflichtig die Bibel herunterzuladen. Nein, nicht im Ernst, aber irgendwie muss sich so ein Projekt ja finanzieren…

Einer meiner Favoriten aus dem Umsonst-Archiv wäre wohl spontan Rainer Maria Rilkes “Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke”. Dachte ich. Aber schon nach den ersten Sätzen wird man schnell auf die Erkenntnis zurückgeworfen, dass Literaturlesungen nun mal eine Kunst für sich sind. Mit der intensiven Interpretation von Oskar Werner , die es leider nur anderswo zu kaufen gibt, kann die kostenlose Variante von Vorleser.net nicht mithalten. Aber einem geschenkten Gaul…

Es wäre übrigens nett, einmal auszuprobieren, wie die Computerstimme “Microsoft Sam” Francois Villons “Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund” vorträgt (wir erinnern uns KINSKI) (-;

Polski kapitalizm

Das erste Storchennest war ein Fake. Ein Plastikstorch – Werbung für Klebstoff. Typisch polnischer Kapitalismus, bemerkte S. lakonisch. Der Kapitalismus hat längst auch die letzten Winkel Polens erreicht. In den kleinen Lebensmittelläden im Nordwesten gibt es nicht nur Piwo Specjal, das lokale Bier, sondern auch Danone-Joghurt und Nutella. In dieser etwas entlegenen Region in der Nähe von Danzig wollte ich ein paar Tage abschalten. Ohne Telefon, Internet, nur mit Störchen und unbekannten polnischen Studenten, deren Sprache ich nicht verstehe. Kein erster Mai in Berlin, keine anstrengenden Diskussionen über Kapitalismus und Prekarität.

Der Kapitalismus holt mich bereits vor Antritt der Reise nach Westpolen ein: In Warschau. S. reist aus Berlin an, und steuert zielgerichtet als erstes das neue Warschauer Einkaufszentrum an. Sie braucht eine Regenhose für’s Paddeln. ‘Polski kapitalizm’ weiterlesen

Camping Sauvage #2

Indien war der Anfang vom Ende, sagt die Frau vom Landwehrkanal und legt die Häkelnadeln beiseite. Ohne Geld und Krankenversicherung in Indien mit einem Neugeborenen. Dies hier – sie deutet auf ihr provisorisches Lager aus Einkaufswagen, Taschen und Plastikbeuteln – sei nichts dagegen. Die Frau heißt Mo und ist Schauspielerin, ausgebildet vom Lehrer von Götz George. George schätzt sie bis heute, er sei “einer der ganz Großen“. Es sei schwer gewesen, damals an Frauenrollen zu kommen, erzählt sie. Zumindest an die, die sie hätte annehmen können. In die “Provinz“ – an westdeutsche Bühnen außerhalb von Berlin – will sie nicht. “Dort werden junge Frauen auf einen bestimmten Typus reduziert: Bitte recht artig lächeln und bloß nicht schlagfertig sein“, sagt sie. Sie will Brecht spielen, am liebsten die heilige Johanna.

‘Camping Sauvage #2′ weiterlesen

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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