Florian Reischauer ist 25 Jahre alt und zieht fotografierend durch die Straßen Berlins. Gegenstand seiner Bilder sind die Bewohner der Hauptstadt, denen er das Blog “Pieces of Berlin” gewidmet hat. Ich habe ihn getroffen und einige Fragen gestellt.
Florian, auf deinem Blog sammelst du Aufnahmen von Berlinern, die du auf der Straße knipst. Quatscht du wahllos Leute an oder suchst du einen bestimmten Menschenschlag?

Die Aufnahmen sollen ganz Berlin zeigen, Menschen jeden Alters und Aussehens. Das müssen nicht besonders auffällige Personen sein, sondern auch Leute, an denen man sonst achtlos vorübergeht. Ich fahre mit meinem Moped in verschiedene Bezirke und begebe mich dort auf die Suche.
Auf welche Reaktionen triffst du bei den Berlinern?
Anfangs hat es mich etwas Überwindung gekostet, Menschen anzusprechen. Etwa ein Drittel macht mit, bei den Jüngeren sind es fast zwei Drittel. Rentner sind auch recht locker. Schwierig wird es bei Migranten, die meistens skeptisch bleiben. Trotzdem sind die Reaktionen fast immer nett, auch wenn Menschen ablehnen.
Wie kam es zu dem Projekt?
Ich bin in Ried im Innkreis, geboren, also in Oberösterreich. Nach dem Abschluss auf einem Foto-Kolleg in Wien bin ich vor drei Jahren nach Berlin gezogen. Anfangs habe ich eine Art Foto-Tagebuch geführt und bin dann später auf die Idee mit dem Blog gekommen. Bislang habe ich nicht bereut, nach Berlin gezogen zu sein. Es ist toll, Menschen kennenzulernen, auch durch dieses Projekt.
Die Bilder erinnern mich an Fotos aus meinem Kinderalbum, zerkratzt und verblichen. Wie machst du deine Aufnahmen?
Ich benutze eine alte Mittelformatkamera. Alle Kratzer und Löcher im Material sind echt und nicht mit Photoshop hinein gezaubert.
Dann kannst du aber kaum 20 Aufnahmen einer Person machen, wie es durch die Digitalfotografie üblich geworden ist.
Nein, ich mache pro Person nur ein Foto und ein kurzes Interview. Hin und wieder missrät auch ein Bild, was aber auch nicht schadet. Dann war dieser Moment eben so. Wichtig ist mir, dass die Fotos nicht inszeniert wirken und ihre Spontanität bewahren. Auch die Angaben zu der Person sollten nicht zu lang werden, damit sich der Betrachter seine eigene Geschichte zu dem Bild kreiren kann.

Was machst du, wenn du nicht fotografierst?
Ich verdiene mein Geld als Produktionsassistent bei zwei Berliner Fotografen. In meiner Freizeit betreibe ich mit einigen Freunden den offenen Projektraum Ida Nowhere in Neukölln, wo jeden Samstag kleine Performances stattfinden.
Alle drei Fotos sind von Florian Reischauer, das mittlere zeigt ihn selbst, beim Döner-Essen in einem Fotoautomaten. Seine Berlin-Ansichten hat Florian auch in einem Foto-Buch zusammengefasst.
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