Die großen Datensammler in dieser Stadt sind die Hausverwaltungen. Wir haben eine Wohnung gesucht, wochenlang. Wie oft wir die gesammelten Bewerbungsunterlagen eingereicht haben, habe ich nicht mitgezählt - mindestens 20 Leute, Vormieter und Makler inklusive, wissen aber, wie hoch unsere Einkommen sind, ob ein Schufa-Eintrag vorliegt, wie teuer die vorherige Wohnung war, ob Instrumente gespielt werden.
Ohne dieses irrsinnige Verfahren geht es nicht. Bei bis zu 25 Mitbewerbern kann man nicht davon ausgehen, dass Hausverwalter mit sich reden lassen. Sicher, sie sind vorsichtig – Mietschulden eintreiben zu müssen, ist lästig. Wer nichts zu verbergen hat, wird sich schon nicht anstellen. “Wir wollen keinen Stress mit unseren Mietern”, meinte unser Makler und bemerkte ganz beiläufig, dass man sonst gezwungen sei, “Maßnahmen zu ergreifen”. Wer “man” ist, wissen wir nicht – der Name des Besitzers tauchte im Mietvertrag nicht auf. Außer dass es “eine Privatperson” sei, ließen sich weder Makler noch Hausverwaltung etwas entlocken.
Die Nachmietersuche ist nicht weniger unappetitlich, man wird sogar noch gezwungen, das Spiel mitzuspielen. Ohne Schufa-Auskunft werde kein Nachmieter akzeptiert, heißt es. Was macht man aber mit einem Bewerber aus dem Ausland, der bislang keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat, geschweige denn ein Konto? “Wenn im Reisepass keine Adresse steht, braucht man von Einwohnermeldeamt ein Dokument aus dem hervorgeht, dass man keinen festen Wohnsitz hat”, sagt eine Schufa-Mitarbeiterin. Erst dann könne eine Auskunft erteilt werden. Alles klar. Bis alle Dokumente vorliegen, können Tage vergehen. Ein anderer Bewerber schickt alle erforderlichen Unterlagen am gleichen Abend per E-Mail, darunter ungeschwärzte Kontoauszüge, die Auskunft über jeden kleinen Einkauf geben. Interessiert mich nicht, aber was geht es den künfigen Vermieter an, ob jemand tatsächlich noch einen Fuß in eine Lidl-Filiale setzt?
Neue Kommentare