Liebesgrüße an der Friedhofsmauer - pietätlos? Vielleicht, aber der Erste, der sich hier am Luisenstadt-Kirchhof in Kreuzberg verewigt hat, hat Nachahmer gefunden. Viele Nachahmer. “Ich liebe nur dich allein, mein Spinner” steht da an der Wand oder “Antony C., je t’aime.” “Bircan, ich liebe dich. Daniel”.
Ich behaupte, all dies hat mit Facebook nichts zu tun. Keine Verabredung, die binnen kurzer Zeit Kreuzberger zum Pinsel greifen ließ. Hundebesitzer und Schüler sind hier vorbeigeschlendert und wollten den Namen ihrer Liebsten an der Wand sehen. Ob sich die gefreut haben, in diese Galerie aufgenommen worden zu sein?
Fotostrecke: Liebe in Berlin
Ganz nach dem Motto “Bis dass der Tod uns scheidet”. Da verbirgt sich schon eine gewisse Ironie dahinter.
Pietätlos? Nein, warum?
Die Liebe gehört doch genauso zum Leben wie der Tod. Auf dem Friedhof errichtet man mit Grabstätten ein Denkmal für die Menschen, die man geliebt hat. Draussen bekundet man seine Liebe den Lebenden.
Gewöhnlich ärgere ich mich über Graffitis, aber diese Aktion finde ich sehr liebenswürdig. Die Verbindung finde ich schön.
Das erinnert mich ein bisschen an die Vorhängeschlösser an Brücken, die Liebende am Geländer anbringen und den Schlüssel als Hoffnung auf die Ewigkeit ihrer Liebe in den Fluss werfen.
An der Weidendammbrücke ist das neuerdings auch zu finden.