Auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Kreuzberg? Fabriketagen sind zu gewöhnlich? Dann könnte die Fichtestraße eine interessante Adresse sein. Dort will ein neuer Privatinvestor auf einem 8000 Quadratmeter großen Gelände 31 Luxus-Apartments errichten, wie die Berliner Morgenpost und die Tageszeitung Junge Welt berichteten. Die Anwohner befürchten bereits eine Yuppiisierung des Kiezes und höhere Mietpreise. Nun handelt es sich nicht um Wohneinheiten in mehreren Stuckaltbauten, wie man vermuten könnte, sondern um geräumige Wohnungen in einem ehemaligen Bunker.
Wirklich – Luxus-Appartements in einem Bunker! Der Backsteinbau aus dem 19. Jahrhundert diente bis 1922 als Gasometer und wurde dann Anfang der 40er Jahre von Zwangsarbeitern zum Luftschutzbunker umgebaut. Bis zu 40.000 Menschen suchten dort im Frühjahr 1945 Schutz vor den Bomben der Alliierten. Nach einer Zwischennutzung als Altenheim, Jugendhaftanstalt und zuletzt als Asyl für Obdachlose, steht das Gebäude seit 1963 leer. Der Sportplatz auf dem Areal wird weiterhin von Schulklassen genutzt.
Bei aller Geschichtsindifferenz: Ob sich tatsächlich jemand finden wird, der laue Sommerabende auf einer Dachterrasse auf dem Fichte-Bunker genießen kann? Die Anwohner haben jedenfalls eine groß angelegte Kampagne gegen die Pläne des Investors gestartet, in der sie auch über die Geschichte des Ortes informieren. Keiner der neuen Mieter oder Käufer wird daher ruhigen Gewissens einziehen und später behaupten können, er habe von alledem nichts gewusst.
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