Wir bloggen Berlin – Blog News Bezirke

Monatsarchiv für Oktober 2009

Berlin brutal #14: Ohne Kohle durch den Winter

Brennholz für den Winter - Foto: Henning Onken

Eine Robbe mieten und Brennholz durch die Stadt karren. Es mit Axt und Motorsäge zerkleinern und im Keller stapeln, das kommt mir bekannt vor. Ich habe Punks erlebt, die sogar das Treppengeländer ihres Hauses verheizt haben, das Sperrholz von Baustellen verfeuerte ich im undichten Ofen oder saß mit Jacke im kalten Zimmer. Und doch ist das lange her, nur die sinnlos gewordenen Werbezettel von Kohlehändlern erinnern noch an diese Zeit – doch halt, die liegen jetzt auch nicht mehr im Briefkasten. Längst ist die Dunstglocke der Kohleöfen abgezogen, die in der kalten Jahreszeit über Berlins Ostbezirken hing.

Wer in einem unsanierten Haus wohnt und Brennholz für den Winter stapelt, macht sich unabhängig vom drastischen Anstieg der Heizkosten bei Öl und Erdgas. Doch so richtig warm hat es nur, wer ständig nachlegt. Das klingt vielleicht romantisch, wird aber schnell mühselig.

Wie viele Berliner machen es noch wie diese beiden, die mir in Friedrichshain begegnet sind? Vermisst ihr euren Ofen?

Schock-Rock und Porno-Twittern

Werbung für Rammstein - Foto: Henning Onken

“Liebe ist für alle da” steht auf den Plakaten, die in den letzten Wochen wohl jeder in Berlin schon mal gesehen hat. Die Kampagne ist keine Werbung für die Erotikmesse Venus, die auch in dieser Woche unterm Funkturm startet, sondern ein Viral-Marketing-Feldzug. Wer die nichts sagende Webadresse auf den Postern in den Browser eintippt, landet bei Facebook und Twitter. Immerhin 6.490 Fans bzw. 1.238 Follower haben die Berliner Schock-Rocker Rammstein so gewonnen, um ihr neues Album zu promoten – ziemlich wenig für diesen Aufwand.

Selbstverständlich sollen auch dieses Mal Tabus berührt werden, nach Themen wie Kannibalismus oder Inzest ist jetzt Pornographie dran: “Wir saßen in diesem Bordell in Charlottenburg und mussten nacheinander ran”, erzählten die “Rammelsteine” (B.Z) ausgerechnet der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über die Dreharbeiten zu ihren neuen Clip.

Ob sie damit in einer Stadt wie Berlin überhaupt jemanden provozieren können? Hier gibt es nicht nur Sex-Messen und jährliche Porno-Festivals.  Am nächsten Wochenende soll tatsächlich der “1. Feministische Pornofilmpreis Europa” in den Hackeschen Höfen verliehen werden.

Kaum zu glauben, dass zwei der Rammstein-Bandmitglieder zu den wirklich genialen Ost-Punks von Feeling B gehörten. Die hatten irgendwie eine andere Wellenlänge.

“Ich such die DDR und keiner weiß wo sie ist – es ist so schade, dass sie mich so schnell vergisst!” (Feeling B, Wir kriegen Euch Alle, 1991)

Fotostrecke: Berliner Plakate
Fotostrecke: Liebe in Berlin

Vernissage Minisprech: Amy Winehouse in Neukölln

_mg_4603-5

Lidl späht seine Mitarbeiter aus, die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt kommt nach sechs Jahren Geiselhaft frei und Amy Winehouse trennt sich von ihrem Mann Blake. Lehman Brothers geht pleite. Sabrina Tibourtine hat diese und viele weitere Ereignisse des Jahres 2008 gesammelt. Für ihr Projekt Minisprech hatte sie Künstler gebeten, Schlagzeilen auf Postkarten zu illustrieren – tagesaktuell und fast ohne Worte. In Internet-Foren und in ihrem Freundeskreis trommelte die freiberufliche Illustratorin für ihr Nachrichten-Projekt.

_mg_4605 Knapp 70 Künstler und Illustratoren fanden die Idee toll und haben ihre Beiträge per Post an Tibourtine geschickt. An manchen Tagen zog sie mehrere illustrierte Postkarten aus dem Briefkasten, einige Künstler beteiligten sich monatlich. So kamen über 190 Einsendungen zusammen.

Amy Winehouse - Foto: Anne Onken“Spannend war, dass auch Nichtkünstler mitgemacht haben”, sagt Sabrina Tibourtine. Die jüngste Teilnehmerin, ein dreijähriges Mädchen, habe die Rettung einer Frau vor einem Krokodil gemalt.

Die Vernissage ist noch bis zum 2. November in der Musenstube in Neukölln zu sehen, die Illustration können bis 11. November über die Webseite von Minisprech ersteigert werden. Die  Hälfte des Erlöses wird an Ärzte ohne Grenzen gespendet.

Auktion der Illustrationen über www.minisprech.de

Vernissage Minisprech, Musenstube, Tellstraße  2, Berlin-Neukölln

Aus Liebe zu Henry Miller: Ukrainer klebt seine Hosen an Berlins Wände

"Oh my Henry Miller" - Foto: Henning Onken

Über ganz Berlin verteilt hängen sieben Hosen mit sieben Briefen an Henry Miller. An ruhigen Plätzen, wie Sasha Shagi schreibt. Der ukrainische Künstler ist gekommen, um die Berliner mit seiner Begeisterung für den amerikanischen Autor anzustecken. Miller wird diese Briefe nicht mehr lesen können, denn er ist längst tot. Seine schriftstellerisch besten Jahre hatte er im Paris der 1930er Jahre, wo er so lebens- und liebeslustige Werke wie “Wendekreis des Krebses” schrieb.

Eine von Sashas Hosen habe ich in Friedrichshain gefunden, allerdings nicht an einer leisen Ecke. Den Brief hatte leider schon jemand mitgenommen. Ich hätte ihn gern gelesen. Also, falls jemand im Vorbeigehen irgendwo eine Hose auffällt, an die ein Brief geheftet ist, bitte melden!

Videos von Sasha Shagi, Projektblog und Fotos

Fototour: Berliner Streetart

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

Zufallsfotos

Kostenlos abonnieren

Unser RSS-Feed enthält alle neuen Artikel. Ihr könnt sie auch bequem als E-Mail abonnieren
www.fensterzumhof.eu gibt es jetzt auch in einer Smartphone-Version

Anzeige

Berliner Streetart

Berlin bei Nacht

Berliner Plakate

Fassaden der Hauptstadt

Berliner Hinterhöfe

Andere Blogs


Wenn Sie auf dieser Seite verbleiben, stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu. Mehr Informationen

Diese Website verwendet Cookies, um Anzeigen zu personalisieren. Informationen zu Ihrer Nutzung dieser Webseite werden an Werbepartner weitergegeben. Indem Sie weiter auf dieser Website navigieren, ohne die Cookie-Einstellungen Ihres Browsers zu ändern, stimmen Sie dieser Verwendung von Cookies zu.

Schließen