Die Frau mit den orange-grünen Zöpfen löscht ihre halb aufgerauchte Fluppe mit den Fingern, sie will später noch ein paar Mal daran ziehen. Dann steigt sie in die U-Bahn der Linie 5. Ihr Hund, ein Husky, schnuppert an Fahrgästen, stupst sie an und läuft von einem zum anderen. Ein Mann steht abrupt auf und wechselt den Wagen, andere streicheln dem Tier über den Kopf. Natürlich, der Schlittenhund ist ein Guter.
Das ist der Berliner Alltag, wie wir ihn kennen. Und hin und wieder zu schätzen wissen. Menschen in der U-Bahn betrachten, bis sie wieder aussteigen. Einige Minuten da sitzen und das Leben anderer Leute an sich vorbei rauschen lassen. Klar - der freundliche Husky läuft ohne Leine herum, trägt weder Plakette noch Chip oder Maulkorb. Würde seine Halterin noch einen Kinderwagen die Rolltreppe hoch schieben – dann hätte sie in Berlin gegen die wichtigsten der neuen Vorschriften schon verstoßen. Aber was, wenn das niemanden beeindruckt?
Auf einem Spaziergang durch Kreuzberg sehe ich dutzende Autos ohne grüne Plakette oder Ausnahmegenehmigung. In Prenzlauer Berg sagt eine Frau der Abendschau, sie wolle ihren Mops wie gewohnt auf dem Kollwitzplatz ausführen; Ordnungsgeld von 35 Euro hin oder her. Vielleicht hätte die Politik besser auf einige der neuen Gesetze, Normen und Verordnungen verzichtet. Sie erscheinen sinnlos, wenn bei Verstößen keine Sanktionen folgen. In den uns bekannten Verhältnissen wirken sie nur lächerlich – und das kann unmöglich ihr Zweck gewesen sein.
mehr kontrollettis für die stadt und zwar umsonst. nee ehrlich, det würde sich rentieren. da bin ich unbedingt dafür. die einnahmen würden nur so sprudeln.
@gartenzwerg
Sehe ich auch so.
Warum werden nicht in allen Bezirken massiv mehr Ordnungsamtleute eingestellt? Das Geld bekommen die doch locker wieder rein.
Gefühlte 90 Prozent aller Berliner regen sich über Hundehaufen auf. Auch Hundehalter.
Die meisten Parkbesucher/Touristen über Grillreste, Müll und freilaufende Hunde in Parks und auf Spielplätzen.
Betrunkene, Randalierende Personen oder freilaufende Hunde in U-und S-Bahnen.
Um nur mal einen kleinen Teil zu erwähnen wie schnell die Ausgaben wieder drin und die Stadt etwas sauberer/schöner wären.
Niemanden interessieren Regeln/Gesetze… wenn die nicht hart durchgesetzt werden.
Die These “mehr Kontrolle = weniger Normverstöße” ist längst durch die Effektivitätsforschung falsifiziert.
Wenn die Menschen, die Bewohner, ihre Stadt so behandeln (Hundekot, Grillmüll, etc.), dann haben sie keine schönere verdient. Dass auch diejenigen leiden, die auf das Stadtbild wert legen, liegt in der Natur der Sache.
Ironie an der Tatsache ist jedoch, dass genau dort, wo bürgerliche Sauberkeit sich durchgesetzt hat, von Verdrängung und Kiezübernahme gesprochen wird.
Ich empfehle Gelassenheit.
In NY hat sich das Prinzip bewährt.
Die Stadt hätte Giuliani und jetzt Bloomberg niemals ohne die “Null Toleranz-Politik” sauber bekommen. Damals war NY ein schmutziger brodelnder, explosiver Hexenkessel. Hundehaufen waren da noch das kleinste Problem.
Mit Härte und Strafen auch für kleinere Vergehen (z.B. Hundehaufen) wurde das lebenswerte NY von heute errichtet.
@Carl: So leicht kann man es sich machen, ja! Hast du schon mal über das WG-Phänomen mit dem vollen Waschbecken nachgedacht? Einer stellt seine dreckige Kaffeetasse in die Spüle, die anderen stellen ihr Zeug dazu und schon wird der Abwasch zu einer Wochenend-Aufgabe. Das macht Spaß. Mit dem Müll ist es genauso: Die Hemmschwelle, einfach Bürgersteige und Grünanlagen zuzumüllen, sinkt, sobald dort schon Zigarettenschachteln, Plastiktüten und Einwegflaschen rumliegen. Das “verdienen” dann alle Kiezbewohner?
Zur Strategie “Müll und Hundehaufen gegen Verdrängung”: Blöder geht’s nicht. Soweit ich es mitbekommen habe, geben sich Leute, die jeglichen Wandel ablehnen, betont politisch korrekt. Das ist ok, nur erwarte ich von solchen Leuten auch ein Mindesmaß an Umweltbewusstsein. Alles andere ist schizophren.
@Conny
Es ist nicht möglich eine These zu widerlegen indem man ihr neue Variablen hinzufügt. Die WG Mitbewohner sind einander bekannt, die Bewohner einer Stadt überwiegend nicht.
Das “verdienen” war übrigens nicht auf der Ebene der Gerechtigkeit angesiedelt. Die Bewohner von Gegenden die ein Müllproblem haben, zahlen (zumindest wenn man den Mietspiegel als Maßstab anlegt) ja auch weniger Miete als diejenigen, vor deren Haustür gefegt wird. Daher ist die Entscheidung dort zu wohnen nicht nur von Nachteilen gesäumt.
Eine Korrelation zwischen Sauberkeit und Gentrifizierung werde ich auch nicht unterstellen (siehe Zehlendorf, Friedenau), auch wenn das gerne mal miteinander einhergeht – im Ostteil wird aber gerne geschimpft, wenn eine Anwohnerinitiative sich gegen Müllprobleme und Hundekot wendet. Das war die Ironie, auf die ich hinzuweisen suchte.
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@ spark
NY und Berlin sind insofern schlecht vergleichbar, weil es in Berlin ein duales System in der ordnungsbehördlichen Aufgabenwahrnehmung gibt. Der Streifenpolizist ist eben gerade nicht für alle Ordnungsverstöße zuständig.
zero tolerance bedeutet zudem, dass man den Graubereich (Härtefälle) immer zulasten des Ordnungspflichtigen (Bürger) regelt. Das widerspräche dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit staatlicher Maßnahmen.
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Nein, ich freue mich auch nicht über den Hundekot vor der Haustür meiner Freunde in Neukölln oder woauchimmer. Aber alleine durch mehr staatliche Sanktionen – das war meine Kernaussage in meinem ersten Kommentar – wird es keine umfassende Verbesserung der Situation geben.
Ich weiß nicht wo Sie studiert haben aber selbstverständlich kann man Thesen wiederlegen wenn sich Variablen ändern.
Sie können gern noch mal Ihren Dozenten befragen.
Ansonsten steht es Ihnen gern offen Ihren Hund (wenn sie einen haben) in jede Ecke machen zu lassen aber ebenso wenn sie das O.Amt erwischt Ihnen die Strafe aufzubrummen.
Wenn Sie genug Geld haben stört es Sie vielleicht nicht. Ansonsten werden Sie wohl endlich mal Ihr Verhalten überdenken.
Ihr “komischer” Gedanke Freiheit heißt das mein Hund in jede Ecke machen kann wie er/ich will oder ICH mache was ICH will heißt nichts weiter als das sie sich klar und deutlich über das Gesetz/Verordnungen der Allgemeinheit stellen wollen. Und das muss Ihnen verdorben werden. Mit Strafen.
Machen Sie ruhig weiter so: Zumindest wissen Sie dann wenn Sie mal wieder pleite sind warum. Ihres Egoismus wegen.
Und nur deshalb.
dem autor empfehle ich den umzug nach bielefeld da er nicht in der lage ist, den reiz berlins zu erkennen.
fordere zudem 20euro belohnung für jeden hundeschiss im kollwitzkiez !!