Erdgeschosswohnungen werden zunehmend beliebter – dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man abends durch Kreuzberg läuft. Wo bis vor kurzem Rollläden herunter gelassen waren, hängen nun Vorhänge in den Fenstern. Im Gräfekiez kann man Leuten direkt ins Wohnzimmer blicken. “Ganz schön exhibitionistisch veranlagt, die da drüben”, meinte ein Freund und schmunzelte über ein Zimmer mit vielen Bücherregalen. “Jetzt weiß alle Welt, wie belesen sie sind.”
In der Ratiborstraße hat eine Familie in einem Hinterhof direkt vor ihrem Fenster eine Art Mini-Garten angelegt, Sandkiste inklusive. Vielleicht sind die Mietpreise in Kreuzberg derart explodiert, dass das Erdgeschoss mit einem Mal zur einzig bezahlbaren Alternative wird? Besser in Kreuzberg auf der Präsentierfläche, als in einer Neuköllner Dachgeschosswohnung?
Dem Berliner Mieterverein liegen bislang keine Erkenntnisse über ein Umdenken vor. “Ich wohne im Parterre und liebe es”, sagte eine Mitarbeiterin am anderen Ende der Leitung. “Aber das scheint mir eine Frage persönlicher Präferenzen zu sein.” Es gebe ja auch Berliner, die nie freiwillig in den vierten Stock ziehen würden.
Auf ein Leben im Erdgeschoss, im Schaufenster, hätte ich dennoch keine Lust. Erinnert zwar an Holland, aber Bierflaschen auf dem Fenstersims – nee, bedankt.
im erdgeschoss wohnen ist erst mal kalt, denn unter einem heizt keiner mit und an mindestens einer seite pfeift der wind von der haustür in den hinterhof vorbei.
gerade im reuterkiez sieht man viele ladengeschäfte, die zu wohnungen umfunktioniert wurden, an einigen auch schilder “kein eingang” – wer sich in der tür irrt, steht ja ansonsten gleich im wohnzimmer. bei dem leerstand kann ich verstehen, dass die ladenflächen umfunktioniert wurden, kann mir aber auch denken, dass das zum hindernis wird, wenn mit dem aufschwung des kiezes dann irgendwann zu wenig gewerbefläche da ist.
Ich habe drei Jahre lang unten gewohnt. in einem Hinterhof im Wrangelkiez. Vor mir waren da so Alkis und jetzt steht’s leer. Die meisten Leute wolln halt ständig sich die Sonne ins gesicht scheinen lassen…