Archive for November 5th, 2007

Wo der Gehsteig Falten wirft

In Randgebiete investiert man nicht gern. Das war an der Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland so und ist in einigen Winkeln Friedrichshains nicht anders. Wer von der Warschauer Brücke aus in die Revaler Straße einbiegt, sieht vom Stadtumbau Ost nicht viel. Der Rand, das sind hier die S-Bahngleise, auf die man sich bis zum Ende der Straße in Ostkreuz-Nähe zubewegt. Doch zunächst verbergen sie sich hinter einem großen ehemaligen Industrie-Gelände, das seit Jahren von Künstlern genutzt wird. Im RAW-Tempel, dem einstigen Reichsbahnausbesserungswerk finden regelmäßig Theateraufführungen, Konzerte und Lesungen statt. Auf Plakaten an der Mauer wird zu Aufführungen des Obdachlosentheaters “Ratten” oder zu Lesungen der Schriftstellergruppe “Chaussee der Enthusiasten” eingeladen.

Auf der anderen Straßenseite haben Wagenburgler vor Jahren eine große Baulücke besetzt. Erst nördlich von dort wird die Bau- und Sanierungswut der letzten zehn Jahre sichtbar, die dem Simon-Dach-Kiez eine Kneipenszene und viele jüngere Einwohner beschert hat.

Nach der Sanierung des Ostkreuzes in etwa zehn Jahren könnte auch die Revaler Straße attraktiv für Gewerbetreibende werden, besonders in der Gegend hinter der Modersohnbrücke. Vorläufig stößt man hier jedoch auf Gewerbehöfe mit Autowracks. In der Döringstraße rottet eine ehemalige Kindertagesstätte vor sich hin.

Die kleinen Seitenstraßen wie Niemann-, Matkowsky- oder eben die Döringstraße sind Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berliner Sängern benannt, die heute niemand mehr kennt.

Was aber den zerfurchten Bürgersteige angeht, ist es bedauerlich, dass die Stadt nicht schon jetzt investiert. Der Bezirk Mitte mag wegen der vielen Touristen ein besonderes Interesse an gepflegten Straßen haben und deshalb vom Senat vier Millionen Euro für die Beseitigung von Schlaglöchern erhalten. Doch menschenleer sind die Gehwege in Friedrichshain auch nicht.

Bilder vom Ostkreuz




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