Im Dong-Xuan-Großhandelscenter, Berlins größtem Asia-Markt, hängt ein Geruch von Textilfarbe, Plastik und Bratfett in der Luft, ein eigentümliches Gemisch, das eher nicht zum ausgiebigem Bummel einlädt. Auf dem alten Industriegelände in Lichtenberg bieten über 170 Händler Textilien, Lederwaren, Spielzeug und Lebensmittel an.
Schnäppchenjäger kommen und gehen, viele sind es an diesem tristen Montag nachmittag nicht. Vor allem Frauen mit erwachsenen Töchtern zwängen sich an Plastikpflanzen durch schmale Gänge, auf der Suche nach Winterjacken, Handtaschen oder was auch immer. Die Vorweihnachtszeit hat längst begonnen, wie man unschwer an dem vielen blinkenden Fensterschmuck erkennen kann.
Ein bulliger blonder Mann versucht seine Begleiterin zu einem Termin in einem der Nagelstudios im Center zu überreden, doch diese lehnt ab. “American Nails” seien in, sagt sie, alles andere sei Pfusch.
So alltäglich das alles wirkt: Vor wenigen Tagen herrschte hier noch großer Aufruhr. Eine angrenzende Lagerhalle war völlig ausgebrannt, nicht der erste Brand in diesem Jahr. “Die Angst vor dem Feuerteufel”, titelte Marina Mai in der taz und beschreibt in ihrem Artikel eine rivalisierende vietnamesische Händlerszene, die im Verdacht steht, im Zweifelsfall auch mal der Konkurrenz Brandsätze in den Laden zu werfen.
Kaum verwunderlich, dass viele Großhändler auf ihren gebleichten Jeans, Polyamid-Socken und sprechenden Tannenbäumen sitzen bleiben. Wer kann, scheint den Markt zu meiden.