Nur noch 18 Tage - dann gibt Silke das Rauchen auf. Nicht wegen des Rauchverbots, sondern weil Rauchen “unschicklich” sei. Und ungesund. Die wenigsten ihrer Freunde wissen von ihrer “Schwäche” wie sie sagt. Eine Heimlich-Raucherin, die sich erst auf ihren Kreuzberger Balkon traut, wenn die Sonne untergegangen ist. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ihre Patienten von der Raucherei Wind bekämen, sagt die Ärztin.
Irrational das? Die Ängste einer Frau mittleren Alters, die raucht, wie Millionen anderer Deutscher auch und sich dennoch schämt wie ein junges Mädchen? Vielleicht nicht. Wenn Raucher zunehmend aus der Öffentlichkeit verschwinden und Berlins Boulevardblätter schaurig schöne Geschichten über die letzten Raucherinseln in sozialen Brennpunkten verbreiten - wenig verwunderlich, dass die Gruppe der bekennenden Raucher nicht größer wird.
Dabei fällt das Berliner Rauchverbot vergleichsweise lax aus: In Bars, Kneipen und Kultureinrichtungen, in denen kein Essen serviert wird, darf in abgetrennten Räumen auch weiterhin geraucht werden. Bis Juli 2008 sollen keine Bußgelder verhängt werden - zur Eingewöhnung. Natürlich ist Bayern da weiter. Gestern wurde dort das schärfste Nichtrauchergesetz der Republik durchgesetzt. Richtig so, schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe. Es gehe nicht darum, Rauchern den Spaß zu verderben, sondern um die Gesundheit. Auch Passivraucher seien bereits stark herzinfarktgefährdet.
Nichts Neues? Warum kümmert es dann in Berlin trotzdem nur schräge Hausverwaltungen, die das Verbot zum Anlass nehmen, um ihren Mietern das Rauchen auf dem Balkon zu verbieten?