Was ist “so special” an den türkischen Männer-Cafés, die in Neukölln an jeder Ecke zu finden sind? Ich kann nur mutmaßen, obwohl ich mehrfach versucht war, einfach in eines hineinzulaufen mit einem halbwegs plausiblen Vorwand.
Hin und wieder gelingt es mir, einen Blick durch die Scheibengardinen des Café Istanbul am Anfang unserer Straße zu werfen. Es gibt gleich zwei Cafés mit diesem Namen in Neukölln. “Unser“ Schiller-Café-Istanbul scheint nie zu schließen. Ob die älteren Herren, die dort an den Tischen hocken – Tee trinken, Wasserpfeife rauchen und Karten spielen – wohl kein zu Hause haben, habe ich mich oft gefragt. Nicht jeden Tag spielt die türkische Nationalmannschaft Fußball und Flatrate-Preise für Kaffee oder Tee gibt es dort bestimmt nicht.
Das Männer-Café als eine Art Schutzraum vor schlecht gelaunten Ehefrauen und quäkenden Kindern? Könnte was dran sein. Der Altersdurchschnitt der Cafébesucher dürfte jenseits der 40 liegen, oder junge Männer wirken durch die Gardinen beträchtlich älter. Das Café Istanbul macht einen friedlichen Eindruck, nie habe ich eine Streiterei gehört, nicht einmal ein lautes Lachen.
Wie ich das Thema als blonde, nicht-muslimische Frau angehen soll, weiß ich noch nicht. Vielleicht beginne ich die Feldforschung im Umfeld, in einem der Internet-Cafés in der Nachbarschaft: Dort treffen sich nämlich all jene, die für die Männer-Cafés noch zu jung sind. Das Internet-Café als Anfang vom Ende des klassischen Männer-Cafés? Dazu später mehr.
Sehr witzig geschrieben!