Ihr wollt alle nach Kreuzberg ziehen, oder? Gebt es zu, Google hat Euch erwischt! Nachdem die Suchmaschine erfolgreich den Sieg von Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest vorausgesagt hat, frage ich mich, was die Datenkrake uns über die Beliebtheit der Berliner Bezirke sagen kann. Einiges.
Kreuzberg ist Sieger im Bezirksvergleich und hat sich in den vergangenen Monaten noch weiter vor Neukölln gekämpft, das im März kurzzeitig die Führung im Ranking übernahm. Das mag mit dem Lebensgefühl im Graefe-Kiez zu tun haben, der Kneipenlandschaft von SO 36 oder den Partys auf der Admiralbrücke.
Alle Bohemiens, Studenten und ärmere Wohnungssuchende, die sich dagegen Neukölln als Zufluchtsort herausgesucht haben, dürfen sich freuen: Es sieht so aus, als sei der Bezirk auf dem absteigenden Ast. Die Mietpreise dürften erschwinglich bleiben, wenn sich der Trend fortsetzt. Außer in Kreuzkölln, dort schlägt der Hipfaktor des Nachbarbezirks erbarmungslos durch.
Prenzlauer Berg ist abgefrühstückt
Ohne jede Dynamik zeigt sich Prenzlauer Berg auf dem letzten Rang. Der Bezirk ist längst durch gentrifiziert. Wer hierher zieht, sucht das Familienglück im perfekt sanierten Altbau. Wer Lärm macht, stört. Mit anderen Worten: Langweilig, hier geben sich nur noch die immer gleichen Zugezogenen die Klinke in die Hand.
Aufsteiger der vergangenen Monate ist Charlottenburg. Anscheinend hat der Westbezirk die Schließung des Bahnhofs Zoo für den Fernverkehr überwunden und auch die Ku’damm-Bühnen werden wohl überleben.
Fazit: Alles Unsinn?
Totaler Quatsch, werden einige Leser behaupten. Die Anzahl bestimmter Suchanfragen lässt sich anders deuten, außerdem wird bei Kreuzberg ein gleichnamiger Berg in Bayern mitgezählt. Recht haben sie, doch eines ist auch wahr: Wer Bezirke bei Google eintippt, landet leicht auf Immobilienseiten. Und von dort aus ist es ein Klacks bis zum Umzug.
Google hat übrigens auch gesehen, dass rund um den 1. Mai wegen der erwarteten Randale und der Nazi-Demo besonders viel über X- und P’berg berichtet wurde (siehe untere Skala, News Reference Volume).
Wer das Tool selbst ausprobieren möchte, hier ist der Link. Die Bezirke lassen sich in der Suchzeile anpassen. Sinnlos ist allerdings die Suche nach “Mitte”.
Und was ist mit dem Bezirk Mitte?
Mitte liegt meiner Meinung nach weit vor Kreuzberg in der Beliebtheitsskala!!!
Tja, Google kann schon vieles … nur leider nicht zwischen der Mitte Berlins und der Mitte meiner Mittagspause unterscheiden
Deshalb liegt der Begriff weit vor allen anderen “Bezirken”
Wedding hat gewonnen, mit Abstand
schon allein die Wedding Planner sind populärer als Kreuzberg
tja, so läuft das… als ich vor 6 jahren nach xberg gezogen bin, wollte keiner unsere jetzige bude haben… wir waren die 3. nachzügler auf der liste und haben sie wegen des preises genommen.
kürzlich wollte ich umziehen (raus aus berlin) und konnte mich vor geldangeboten kaum mehr retten. die leute sind tatsächlich bereit 4000 euro und mehr zu zahlen, nur um dort eine bleibe zu kriegen! abartig…
Kreuzberg ist aber immer noch Bestandteil von Groß Berlin, oder habe ich da …was verpasst?
Im übrigem kommt mir Kreuzberg immer mehr so vor, wie im SF District9.
Na, diese googlehafte Wahrnehmung scheint wohl eher eine Fatamorgana als irgend etwas anders zu sein. Wenn nun wirklich “alle” nach Kreuzberg wöllten, so sähe es dort sicher nicht mehr so assig und vergammelt als wie zur Zeit noch aus. Da würde viel, viel mehr Geld in den Bezirk fließen. Und wenn man sich dazu nicht nur allein die Fassaden sondern auch noch die Berliner Sozialstatistik ansieht, so ist schnell zu erkennen, dass Kreuzberg weiterhin vorallem eine besondere Sogwirkung auf die Armen der Stadt und weniger auf besserverdienende Gentrifizierer aus aller Welt hat.
Die Idee mit den Google Suchworten mal zu spielen mag interessant sein, aber die ausgeworfenen Statistiken zu den Begriffen geben keinen Aufschluß darüber, welche Gegenden Berlins nun besonders attraktiv für Wohnraumsuchende sind.
Gründe:
- die Begriffe werden hauptsächlich (zu ca. 3/4) aus Berlin selbst in Kombination mit lokalen / öffentlichen Einrichtungen abgefragt (Finanzamt, Kino, usw.) D.h. die Masse der Abfragenden wollen nicht umziehen und verzerren damit die Statistik schonmal ins unbrauchbare für die im Artikel gemachte Aussage.
- und wenn von außerhalb Berlins Anfagen kommen, dann viel im touristischen Zusammenhang (z.B. Hotel, Hostel, usw.) was man an “Berlin Mitte” super sehen kann.
Die Anfragen an Kombinationen wie z.B. “kreuzberg immobilien” sind leider zu gering um ausgewertet werden zu können, so daß man mit Google zu keinem Ergebnis kommen kann.
Spannender ist doch, wenn man statt nach Prenzlauer Berg und Charlottenburg nach Lichtenberg und Tempelhof sucht:
http://www.google.com/trends?q=Kreuzberg%2C+Friedrichshain%2C+Neuk%C3%B6lln%2C+Lichtenberg%2C+Tempelhof&ctab=0&geo=all&date=ytd&sort=3
Sicherlich verdankt Tempelhof die hohe Anzahl der Suchanfragen dem ehemaligen Flughafengelände.
hier ich kann beweisen dass bier wichtiger als bodybuilder sind und zigaretten in kreuzberg so unwichtig wie das grundgesetz: http://www.google.com/trends?q=bodybuilder%2C+zigarette%2C+bier%2C+kreuzberg%2C+grundgesetz&ctab=0&geo=all&date=ytd&sort=3
naja man muss es auch interpretieren. oder, wie MRR sagen würde: Mahn kahn ehß niicht vershtehn, ehß ihßt, Lihderrathuhr!
Ach, hört doch auf zu träumen und seht Euch an, dass Spandau weit vor all den hippen Berliner Innenstadt-Bezirken liegt. Ich meine: SPANDAU…
Die Sache rückt sich erst wieder zurecht, wenn man Spandau mit Bier und Ficken vergleicht. Dann erkennt man, was im Leben wirklich zählt – jedenfalls nicht Spandau.
Ich habe die Suche nochmals ein bisschen verfeinert. http://www.google.com/trends?q=Prenzlauer+Berg%2C+Kreuzberg%2C+Friedrichshain%2C+Neuk%C3%B6lln%2C+Charlottenburg%2C+wedding%2C+mitte&ctab=0&geo=de&geor=deu.be&date=2009&sort=0
Um “wedding” oder “mitte” doch einigermaßen ranken zu können, empfehlen sich die Zusatzeinstellungen (Region, Sprache…). Filtern kann hier helfen!
Viele Grüße
Reinhardt
try “spandau” instead of “neukölln”
Und diese immense Nachfrage mit irgendwelchem Spandau-Ballet-Quatsch zu erklären ist doch abwegig…