Ob wir schon Nachrichten gesehen hätten, fragte der Kellner in dem pakistanischen Restaurant gleich um die Ecke. “Das war ein Schock”, sagte er, “wirklich schlimm für die Menschen in der Heimat”. Benazir Bhutto ist tot, Opfer eines Attentats. Die Oppositionspolitikerin, die acht Jahre im Exil gelebt hatte, entging bereits kurz nach ihrer Rückkehr im Oktober nur knapp einem Anschlag, bei mehr als 140 Menschen starben.
In dem Friedrichshainer Lokal wurden die Rolladen heute später hoch gezogen als gewöhnlich. Der Koch hockte noch in Alltagskleidung an einem der Tische und unterhielt sich angeregt mit dem Eigentümer. Jetzt hier etwas essen, nachdem den Leuten gänzlich der Appetit vergangen war, und die Lust, überhaupt etwas zu tun, erschien irgendwie pietätlos. Als einzige Gäste einen schlecht laufenden Laden zu verlassen – auch nicht besser. Wir hatten kein Radio gehört und saßen in der Falle.
Vielleicht konnte man den Kellner auf andere Gedanken bringen? So kamen wir auf das Thema Kampfhunde. Beim letzten Mal hatte der Mann regelrecht vor Glück gejauchzt, als eine Frau mit einem fetten Tier vorbei gelaufen war, das nur aus Zähnen zu bestehen schien.
Als kleiner Junge sei er einmal bei einem Bärenkampf gewesen, erzählte er. Da hätten zwei Kampfhunde einen zahnlosen Bären zerfetzt. Ein Relikt aus Kolonialzeiten in Pakistan – in England waren diese Hetztheater aus dem 17. Jahrhundert vor allem bei Großgrundbesitzern beliebt.
Kampfhunde, Bärenkämpfe, die tote Benazir Bhutto – nichts zu machen, schwer zu begreifen, dieses Pakistan.
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