Vernageltes Deutsches Haus

Am Görlitzer Bahnhof in Kreuzberg entsteht eine Moschee, das wissen die meisten. Doch wer sich auf der Baustelle näher umsieht, entdeckt direkt daneben dieses seltsame “Hotel Deutsches Haus”. Die Fenster sind von innen mit Spanplatten vernagelt, die Tür verrammelt. Wie lange mag das Gebäude schon leerstehen?

Vielleicht hat der Hotelier keine Zukunft mehr an diesem Platz gesehen, als 1987 am Tag der berüchtigten Mai-Krawalle nebenan der Bolle-Markt ausbrannte. “Übernachten Sie bei uns im Deutschen Haus, mit Ausblick auf eine Supermarkt-Ruine” hätte als Werbung wohl nur wenige Gäste gelockt. Möglicherweise ist der Fremdenverkehr in diesem Quartier aber auch langsam gestorben, ganz ohne den Randale-Zusammenhang. Was denkt überhaupt ein Tourist, der auf der Zimmersuche unsicher durch Kreuzberg kurvt und vor einem “Deutschen Haus” stehen bleibt? Die Zimmer sind ordentlich, die Bettwäsche sauber und an der Rezeption bekommt jeder Gast erstmal eine Nummer?

Irgendwie passt dieses leere vor sich hin rottende Hotel ganz gut ins Bild. Es könnte sinnbildlich für alle Deutschen stehen, die wegschauen und Türen und Fenster verriegeln, wenn die große Moschee nebenan demnächst Eröffnung feiert. Aber zugegeben: Dieses Milieu gibt es hier nicht mehr, es kommt nicht mal zu Besuch. Wenn sich jemand über das “Maschari Center” aufregt, dann kommt er kaum aus dem Kiez.

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