Fast hatten wir gedacht, der Sommer in Berlin wäre schon vorbei. Heute hat er sich nochmal blicken lassen. Hier ein paar Bilder vom Spreeufer und den Strandbars Space Beach und Oststrand, wo endlich wieder gefeiert werden konnte. Auch auf der Modersohnbrücke in Friedrichshain und am Boxhagener Platz trafen wir auf Sonnenanbeter.
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Beach-Volleyball hinter Aldi
In Berlin wird einfach irgendwo eine Kippe Sand abgeladen und fertig ist die Strandbar. Die Illusion vom Strand ist fast perfekt hinter dem Aldi-Markt an der Revaler Straße in Friedrichshain. Wenn dort die Beach-Volleyballer Bälle übers Netz pritschen, rauscht es nebenan wie die Brandung der Nordsee. Die ist von hier aus allerdings weit weg und auch das Spreeufer ist nicht in der Nähe. Was hier rauscht, ist das Wasser der Duschen und Toilettenhäuschen.
Aber das tut dem Spaß keinen Abbruch - in Lunas Strandgarten wird gebaggert, bis der Winter kommt. Hier wird man übrigens nicht wie in etlichen “Premium-Strandbars” der Hauptstadt am Eingang auf Getränke gefilzt und könnte sich theoretisch gleich ein Sixpack Sternburger von Aldi mitbringen. Es wäre aber gemein zu sagen, dies sei deshalb eine Assi-Strandbar. Auf Sand gebaut ist Trumpf in Berlin, egal wie.

O2 World: Nächste Ausfahrt Wrangelkiez?
Das Potsdamer-Platz-Feeling der frühen 90er Jahre gibt es noch: Auf der Warschauer Brücke stehen zwar keine Touristen vor einer Infobox Schlange, um sich über das Bauvorhaben Nahe des Ostbahnhofs zu informieren: Aber die Kräne, die dort gegenüber der East Side Gallery in den Himmel ragen und bei Einbruch der Dunkelheit wie schlafende Riesen wirken, erinnern an den Bauboom der Nachwende-Zeit.
Am Ostbahnhof entsteht die O2 World - eine Mehrzweckhalle, in der ab Herbst nächsten Jahres bis zu 17.000 Menschen Konzerte und Sport-Ereignisse anschauen sollen. Nur der Bau eines Riesenrades war dem US-Investoren Philip Anschutz anscheinend eine Nummer zu groß. Ein Aufreger ist die Baustelle aber trotzdem: Es scheint schon für einen Artikel zu reichen, wenn dort einige Stahlträger montiert werden.
Videoüberwachter Charme von abgeriegelten Bürobauten am Spreeufer?
Trotz der zahlreichen Berichte in der Berliner Presse bleiben offene Fragen: Wozu brauchen wir eine weitere Großhalle, die den “Kuchen aus Veranstaltungen” nicht vergrößern kann? Und falls die Halle doch zum Besuchermagneten wird: Wie wirkt sich der Massenansturm auf Süd-Friedrichshain und Kreuzberg 36 aus?
Im Rahmen des Investorenprojekts Mediaspree wurden zwischen Jannowitz- und Elsenbrücke brach liegende Gelände am Spreeufer mit dem Ziel gekauft, im ehemaligen Grenzgebiet Medienunternehmen anzusiedeln. Als Vorbild des vom Senat geförderten Stadtumbaus gelten “HafenCity” Hamburgs oder die “London Docklands”. Der videoüberwachte Charme von abgeriegelten Bürobauten im Regierungsviertel macht sich auch am Spreeufer breit, nicht nur bei Universal und MTV.
Wenn sich Angestellte und Besucher in die “angesagten Bars und coolen Locations” aufmachen, wie es in einem Werbefilm der Investorengruppe heißt, dann dürfte sich dort einiges ändern. Nicht nur Latte Macchiato-Trinker mit Apple-Laptops im Wrangelkiez, sondern auch steigende Mieten werden die Folge sein. Die schöne neue “Sauerstoffwelt” wird zumindest viel CO2 produzieren, wenn wie geplant eine Autobrücke von der Brommystraße über die Spree gebaut wird.

Schlossplatz: Haie in der Spree
Hallo, was machen Sie denn da?”, ruft eine Frauenstimme. “Fotos”, sage ich in die Dunkelheit hinein, und sehe schemenhaft, wie sich wenige Meter von mir eine Person aufrichtet. Offenbar beruhigt diese Antwort, sie kuschelt sich wieder in ihren Schlafsack und erzählt mir im Liegen von Berlin: Historische Gebäude verschwimmen mit Museen und unendlich vielen Gesichtern in der U-Bahn - Nachtgedanken einer Touristin aus Koblenz, die erst am Mittag angereist ist. Vom Palast der Republik hat Ines nichts gehört, obwohl sie mit ihrer Freundin direkt am Bauzaun pennt. Es ist drei Uhr morgens und Vollmond, wir sind allein auf dem Schlossplatz.
Still ist es hier um diese Zeit, wie so oft an Orten, die verfallen. Aus Ruinen auferstanden, das war die DDR, denke ich. Und irgendwo dort, wo jetzt ein riesiges Loch im Stahlgerippe klafft, hat einst Honecker auf dem Balkon gestanden und lahm gewunken. Nimmermehr, statt 40 Jahren DDR feiert hier wohl bald das Kaiserreich mit einer stolzen Fassade eine kleine Wiederkehr. Aber das ist eine andere Geschichte, denn ich rede nicht über neue Träume von einem alten Schloss. Ich bin wie gebannt von der Ästhetik der Zerstörung. hier geht’s weiter mit ‘Schlossplatz: Haie in der Spree’
