
Gehen Sie da mal runter, dahinter sieht’s aus wie im Zuchthaus!”, sagte er und zeigte auf eine modrige Treppe. Mein Hausmeister hatte Recht, dieser kleine nur über einen Keller erreichbare Hof in Friedrichshain war wirklich grauenvoll: Es kam mir vor als sei ich in den lichtlosen Schlund eines tiefen Brunnens gefallen. Ob dieser kleine hagere Hausmeister mit den dunklen Augenhöhlen diesen Zuchthaus-Vergleich aus eigener Anschauung gezogen hatte, also schon selbst ein paar Jahre lang auf 20 Quadratmetern im Kreis gegangen war? Jedenfalls war ich froh, dieser beklemmenden Atmosphäre zu entkommen.
Warum sollte ich also über Hinterhöfe schreiben? Über von Hausmüll vergoren riechende Luft, über Haufen von Fahrradleichen, durch die sich verstohlen eine Katze schlängelt. Oder über durchsanierte Plätze, die - fügsame Bewohner vorausgesetzt - über Jahre so akkurat jeder Spur von Leben trotzten, als seien die Architekten erst gestern am Werk gewesen. Wozu also Worte verlieren über diese Orte der Langeweile? Über den Schmutz, und Gestank, den Verfall?
Trotzdem, an solchen Orten habe ich die besten Teile meiner Wohnungseinrichtung gefunden. Die Staffelei, das Regal oder den alten Lehnstuhl, der zugegeben, lange ziemlich modrig gerochen hat. Einmal kam ein Freund mit einem Fernseher an, der unten wochenlang im Regen gestanden hatte. Es zischte und stank, als er das Ding einsteckte, aber nach ein paar Tagen war tatsächlich ein Bild da. hier geht’s weiter mit ‘Anarchie vor meinem Treppenhaus’