Wir bloggen Berlin – Blog News Bezirke

Monatsarchiv für März 2007

Hauptstadt der polnischen Versager

Kasia T. blogt jetzt wieder in Warschau – so zumindest der Plan. She has gone to fight the K. brothers. “So viel Propaganda, das ist unglaublich.” Das “unglaublich” klang leicht verhaucht. Die verbliebenen polnischen Freunde in Berlin sind vielleicht nicht wie Kasia: Keine Aktivisten mit dem Anspruch, die Demokratie in Polen zu verändern. Aber der Ärger über den nationalistischen Kurs von Staatspräsident Lech Kaczynski und dessen Zwillingsbruder Jaroslaw, dem polnischen Ministerpräsidenten, wächst auch hier. Radio Maryja, ein radikal-konservativer katholischer Sender, nervt mit regierungsfreundlicher Berichterstattung und latentem Antisemitismus. Das Programm ist über das Internet zu empfangen. Die polnische Uni-Landschaft irritiert aus der Ferne ebenfalls. Traurige Anhaltspunkte für brain drain lieferte die Homepage des Instituts für Soziologie in Warschau: Anstelle von Forschungsberichten und Diskussionspapieren fand eine Freundin hetzerische Zeitungsartikel über Homosexuelle und Abtreibung.
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Schwarzmalerei in der Rigaer Straße

2007-03-16“Sieh an, Pinocchio und seine Freunde!” – jeden Tag malte ein Typ mit Hut und seine Freundin mit Dreadlocks die Wand ein wenig weiter mit tanzenden Figuren voll, ein Märchenwald wuchs in der Rigaer Straße. Hin und wieder holten sie sich sogar einen Scheinwerfer und pinselten im Dunkeln. Doch seit ein paar Tagen ist Schluss damit: in einer nächtlichen Racheaktion ist die Fassade des Hausprojekts Rigaer 94 auf ganzer Länge übermalt worden, zensiert sozusagen. Sogar ein Bekennerschreiben hing an der nun schwarzen Wand. Darin wurden die beiden Künstler faschistischer Umtriebe bezichtigt und dazu aufgefordert, bei echten Punks in die Lehre zu gehen.

Hm, was soll man darüber denken? – Zunächst einmal interessant, dass sich Menschen überhaupt über die Gestaltung der Häuserfassaden Gedanken machen, in denen sie leben. Dass in den noch verbliebenen ex-besetzten Häusern Berlins Grabenkämpfe ausgetragen werden, ist bekannt. Schade nur, dass diese Wand jetzt so aussieht, als wäre der Hausbesitzer mit einem Trupp Maler dagewesen.

Kleines Update: Inzwischen hat mir ein Ex-Bewohner der Rigaer 94 erzählt, dass es sich bei den tanzenden Figuren um bezahlte Auftragsmalerei des Hauseigentümers handelt. Dieser wolle seinen Gebäuden damit einen alternativ-trendigen Touch geben, was wiederum den Bewohnern überhaupt nicht passe.

Fotostrecke: Berliner Seitenblicke

Communist Street and Pity Parties

Communist Street, die Entdeckung gestern. Auf dem Rückweg vom Laufen noch schnell im Supermarkt gewesen. Restlos bepackt für die nächsten Wochen, zog sich der Weg. Normalerweise achte ich auf Hundemist, gestern ausnahmsweise auf Schilder. Wollte einen Namen für dieses Blog. Unspektakulär die “Hermann-Klause”, ebenso die “Pizzeria Sole”. Dann der “Skat-Club Fidel”. Ein Castro-Fanclub in Nova Colonia? Warum nicht. Ich lief weiter. “Kiez-Räte bilden”, stand an einer Hauswand. Nach einigen Metern ein neuer Buchladen “Buchexil, der neue Ort für alte Bücher.” Die Idee: Verkauf und Verschenken gebrauchter Bücher. Communist Street, I thought, mitten in Berlins Viertel mit den meisten türkischen Läden, arabischen Internet-Cafés und kroatischen Wettbüros eine Kommunisten-Straße. Das WASG-Büro registrierte ich schon nicht mehr. Erst kommen die Kommunisten und dann die Studenten. War das so? Die These einer Bekannten, dass Neukölln Berlins neuer In-Kiez werde, wurde plötzlich greifbarer.

Kontrastprogramm am Abend. Keine Lust auf eine Pity Party zu Hause, in Neukölln werden in letzter Zeit häufig Pity Partys gefeiert. Einer erzählt eine traurige Geschichte, kann auch gelogen sein, ein anderer eine noch traurigere und so weiter. Also in die Belgische Botschaft, eine Feldstudie für Fortgeschrittene. Nach dem Tamtam um Horst K. [Bundespräsident] auf einer Veranstaltung am Dienstag konnte mich nichts mehr schrecken. Ein paar Anekdoten über den Wiener Opernball haben noch keinem geschadet, dachte ich, und belgische Comics sind eh cool. Die Vernissage war dann allerdings ein ziemlicher Flop. Der belgische Freund nahm es locker: War doch klar, dass es um Politik gehe. Man brauche nur Anlässe, um Häppchen zu essen und als regional gespaltenes Land Einigkeit zu demonstrieren. Belgien sei wie Berlin arm aber sexy, sagte der Botschafter, ein Mann mit einer violetten Krawatte. Sexy vor allem wegen seiner diversiteit. Also wie Neukölln, Berlins neues In-Viertel. Einen Namen für das Blog habe ich aber auch bei der Veranstaltung nicht gefunden.

Was macht ein Bauer mit einer Bombe im Garten?

Foto: Christian HeteyHier das versprochene Interview mit dem Berliner Fotografen und Altamerikanisten Christian Hetey, das wir via e-mail geführt haben. Kurze Zeit später ist übrigens eine Fraktion der “Antideutschen” in den Ausstellungsort gestürmt und hat das abgebildete Bild wutentbrannt in viele kleine Teile zerrissen.

Warum dieser Bildersturm? Das lässt sich hier zumindest erahnen. Wer daraus nicht klug wird – hey, auch egal, Berlin steckt eben voller Überraschungen… ‘Was macht ein Bauer mit einer Bombe im Garten?’ weiterlesen

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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