Kasia T. blogt jetzt wieder in Warschau – so zumindest der Plan. She has gone to fight the K. brothers. “So viel Propaganda, das ist unglaublich.” Das “unglaublich” klang leicht verhaucht. Die verbliebenen polnischen Freunde in Berlin sind vielleicht nicht wie Kasia: Keine Aktivisten mit dem Anspruch, die Demokratie in Polen zu verändern. Aber der Ärger über den nationalistischen Kurs von Staatspräsident Lech Kaczynski und dessen Zwillingsbruder Jaroslaw, dem polnischen Ministerpräsidenten, wächst auch hier. Radio Maryja, ein radikal-konservativer katholischer Sender, nervt mit regierungsfreundlicher Berichterstattung und latentem Antisemitismus. Das Programm ist über das Internet zu empfangen. Die polnische Uni-Landschaft irritiert aus der Ferne ebenfalls. Traurige Anhaltspunkte für brain drain lieferte die Homepage des Instituts für Soziologie in Warschau: Anstelle von Forschungsberichten und Diskussionspapieren fand eine Freundin hetzerische Zeitungsartikel über Homosexuelle und Abtreibung.
So trifft man in Berlin immer mehr auswanderwillige oder ausgewanderte Polen, die sich unabhängig von offiziellen staatlichen Kultureinrichtungen engagieren. Etwa bei der Initiative Polmost, einem Netzwerk, das regelmäßig themenbezogene Salons, Konzerte und Literaturabende organisiert. Auch Partys und Filmabende ziehen. Deshalb hat der Club der polnischen Versager in Mitte sein Kulturprogramm seit seiner Gründung 2001 ständig erweitert. Nicht nur selbsternannte “polnische Versager” besuchen die Veranstaltungen - das Interesse an Polen, insbesondere am “anderen” Polen, wächst generell. Morgen Abend zeigt der Club wieder polnische Filme. Wie immer um 21 Uhr und “pay after“. Kasia T. wird nicht da sein – schade, aber auch gut. Gemeinsam mit Freunden hat sie letzten Monat in Warschau einen Verein gegründet: Mit dem Ziel, Jugendliche und Studierende durch “andere“ Bildungsangebote zu kritischen Zeitgenossen zu machen.
Hauptstadt der polnischen Versager

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