Makabere Angelegenheit oder einfach die Europäisierung einer Dienstleistung? In Zeiten von Hartz IV und Dumpinglöhnen überlegen sich immer mehr Berliner, wohin mit ihren Toten und zu welchem Preis. Für das Begräbnis Omas Laube zu verscherbeln – das hätte die sicherlich nicht gewollt. Großmutter – Geschäftsfrau und Feilscherin – hätte eine Möglichkeit aufgetan, zu einem fairen Preis gehen zu dürfen. Sie hätte die Angebote diverser Bestattungsunternehmen verglichen, Kostenvoranschläge eingeholt und dann entschieden. Ohne perfekte Inszenierung am Ende: ungeschminkt und unprätenziös.
Die “günstige Beerdigung” gibt es natürlich längst – eine anonyme Einäscherung in Polen oder Tschechien etwa. Spätestens seit die Krankenkassen das Sterbegeld strichen, stellt sich die Frage nach dem billigen Tod neu in einer Stadt, in der das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen 2006 gerade mal bei 23 600 Euro lag (Hamburg: 49 200 Euro). Tote werden in Leichenwagen über die Grenze geschafft und kehren im Zweifelsfall in der Kaffeedose zurück, um dann völlig legal auf dem Friedhof beigesetzt zu werden. Ein Dumpinganbieter in der Frankfurter Allee wirbt mit Urnenbestattungen ab 525 Euro. Schon komisch. Waren die Kosten für Bestattungen hierzulande einfach überzogen? Oder erhält man bei einer Billig-Einäscherung an Stelle der Asche des Verstorbenen dann irgendeine Urne? Feuer-Bestattungen, die in Berlin bereits im Jahr 2000 drei Viertel aller Bestattungen ausmachten, kosten bei großen Instituten etwa 2500 Euro – nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, wie lange eine anspruchslose alte Dame mit dieser Summe auskommt.
Foto: Oliver Braubach
Website: Aeternitas – Verbraucherinitiative Bestattungskultur
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