Gehen Sie da mal runter, dahinter sieht’s aus wie im Zuchthaus!”, sagte er und zeigte auf eine modrige Treppe. Mein Hausmeister hatte Recht, dieser kleine nur über einen Keller erreichbare Hof in Friedrichshain war wirklich grauenvoll: Es kam mir vor, als sei ich in den lichtlosen Schlund eines tiefen Brunnens gefallen.
Warum sollten Fotoserien über Berliner Hinterhöfe schön sein? Über von Hausmüll vergoren riechende Luft, über Haufen von Fahrradleichen, durch die sich verstohlen eine Katze schlängelt. Oder über durchsanierte Plätze, die – fügsame Bewohner vorausgesetzt – über Jahre so akkurat jeder Spur von Leben trotzen, als seien die Architekten erst gestern am Werk gewesen.
Dennoch sind es Orte, an denen viele Berliner Teile ihrer Wohnungseinrichtung finden. Die Staffelei, das Regal oder den alten Lehnstuhl. Und sie sind oft Plätze, an denen die Bewohner aufatmen können, denn viele der engen Blöcke sind längst entkernt und begrünt. Wer in Prenzlauer Berg oder in anderen Bezirken auf Verdacht an einer Haustür ruckelt, hat eine Chance sie zu entdecken: Die vergessene Lebenswelt der Berliner Höfe wartet.
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