Wahrscheinlich sind es besondere Reportagen, die so begeistern, dass jemand journalistisch arbeiten will. Die Langzeitdokumentation “Berlin – Ecke Bundesplatz” von Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm ist ein solches Projekt. 22 Jahre lang haben die Filmemacher mehrere Menschen am Berliner Bundesplatz begleitet – fünf Filme sind daraus entstanden. Portraits, die Sozialpolitikern zu denken geben müssen.
Da ist Marina Storbeck, eine alleinerziehende Mutter, die drei Kinder von drei Männern hat. Marina will eigentlich alles anders machen, als ihre Mutter – lebt aber trotz abgeschlossener Ausbildung zur Krankenschwester von der Stütze. Zwanzig Jahre später ist sie selbst Großmutter; die eine Tochter alleinerziehend, hoch verschuldet und auf Hartz IV, die andere auf Stellensuche – obwohl sie eine gute Ausbildung hat.
Bertha Tomaschewski führt mit ihren 89 Jahren ein strenges Regiment. Statt Hilfe von anderen in Anspruch zu nehmen betreut die resolute Wilmersdorfer Witwe andere ältere Nachbarinnen und arbeitet fast bis zuletzt als Hauswartin. Als es sie selbst nicht mehr kann, wird sie von Krankenpfleger Dirk Danker unterstützt, der Jahr für Jahr mehr Angestellte für seinen kleinen Pflegedienst anstellt und zugleich miterleben muss, wie die Pflege von der Gesundheitspolitik immer stärker reglementiert wird.
So unterschiedlich die Protagonisten von Ullrich und Gumm sind: Es ist ihnen hervorragend gelungen, nah an die Menschen heranzukommen, ohne diese bloß zu stellen. Die Autoren kommentieren wenig, lassen die Bilder sprechen. Am Ende bleibt der Eindruck, dass viele Menschen zu sehr allein gelassen werden, von der Politik, von der Gesellschaft.
Die ersten beiden Folgen laufen diese Woche
Mütter und Töchter Dienstag, 4. August 2009 um 23:35 Uhr im WDR und Donnerstag, 6. August 2009 um 22:50 Uhr im rbb
Der Yilmaz-Clan Donnerstag, 6. August 2009 um 23:30 Uhr im WDR












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