Wer einen Bezirk näher kennen lernen möchte, kann sich Stadtpläne anschauen, Menschen in der U-Bahn studieren oder wildfremde Leute ansprechen: Doch könnte es sein, dass schon einem kleinen Kasten mit Münzeinwurf fast alles wichtige über die Gegend bekannt ist, in der man ihn platziert hat?
Berliner mit ein bisschen Stadtkenntnis fällt es nicht schwer zu sagen, welcher der beiden Kaugummiautomaten in Marzahn hängt und welcher in Friedrichshain. Der Automat am Buckower Ring sieht eigentlich kaum anders aus, als die Häuser in der Siedlung: Hohe vergitterte Klötze mit kleinen Fenstern, Wohnschließfächer mit elf Etagen, von denen einige schon länger abgerissen werden sollen. Hat überhaupt jemand anders Interesse, näher an dieses sterile Gefängnis für Kaugummis heranzutreten, als ein seltsamer Blogger aus Friedrichshain?
In der Kreutziger Straße im Friedrichshain gibt es nicht nur Kaugummis – ein Schacht ist hier sogar mit Stinkbomben bestückt. Ein Sticker fordert den Erhalt von Wagenburgen, auf anderen machen Streetart-Künstler auf sich aufmerksam und ein gewisser Hajo will statt Merkel zum Kanzler gewählt werden.
Wie anders wirkt dagegen der Hintergrund: In Marzahn gibt es an vielen Stellen genug Grün, um sich der Trabantensiedlung für eine Weile zu entziehen.
Weitere Bilder von Kaugumiautomaten
Liebe Henning, du stehst wohl mehr auf stickige Hinterhöfe als Licht, Luft, Sonne.