
In der Bezirksverwaltung von Friedrichshain sitzen offenbar Leute, die mitdenken. Und für gute Ideen zu haben sind. Am Bersarinplatz, einer der befahrensten Plätze im Bezirk, wurden vor einiger Zeit Palmwedel und andere exotische Gräser gepflanzt. Ein wenig Grün zwischen all den spätsozialistischen Plattenbauten des Typs WBS 70. Abgas- und hitzeresistente Pflanzen, die nicht gleich eingehen und wahrscheinlich billiger sind, als die sonst gängige Friedhofsbepflanzung.
Das Konzept klingt gut, doch den Anwohner ist es offenbar gleichgültig. Menschen sieht man auf der Insel inmitten des Kreisverkehrs selten, und wenn, dann mit Hund. Zweimal die Woche müsse die Fläche von Hundekot befreit werden, schreibt der Landschaftsplaner Marc-Rajan Köppler, der das Projekt 2006 initiiert hat und ehrenamtlich weiterführt. Auch Stauden werden wahllos rausgerupft.
Das hätte wohl den Namensgeber des Platzes, Nicolai Bersarin, ganz schön in Rage versetzt. Der erste sowjetische Stadtkommandant soll 1945 innerhalb weniger Tage zackig die öffentliche Ordnung und Grundversorgung der Bevölkerung wiederhergestellt haben. Auch wenn er nicht genug gegen vergewaltigende Rotarmisten getan hat, wurde ihm dafür Jahre später von der DDR posthum die Ehrenbürgerschaft verliehen (und dann 1992 von der BRD gleich wieder entzogen).
Ein Besuch des Bersarinplatzes lohnt sich vor allem nachts. Dann ist alles dunkel und ruhig und der Platz erstrahlt in einem schaurig-grellen Licht. Einem Licht aus Neonröhren, mit denen die neue Eigentümerin des Plattenbaukomplexes jedes Dach anstrahlt – das dürfte den Anwohnern so manche schlaflose Nacht bereiten.

Fotostrecke: Berlin bei Nacht
Neue Kommentare