In der Post-Zweigstelle an der Frankfurter Allee, einem kleinen Raum in einem Stalin-Bau, arbeitet ein Typ mit gepflegtem Pferdeschwanz, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Leider fast allein. “Nicht klagen - kämpfen” steht auf seinem T-Shirt. Gekämpft habe ich um meine Fassung, denn die Post stiehlt Lebenszeit. Wirklich. Nach 30 Minuten bin ich an der Reihe.
Hätte ich die Wahl, würde ich zu einem Konkurrenten überlaufen. Nichts gegen gut gelaunte, gelassene Angestellte. Wenn aber ein paar Häuser weiter eine privater Postdienst die gleichen Sendungen 20, 30 Cent teurer befördern würde, wäre das für eine kurze Wartezeit ein guter Deal.
In der halben Stunde, in der die agile alte Dame in der Schlange vor mir ihren neuen Hackenporsche vorführt, hätte ich arbeiten können. Ich wäre 7,50 Euro reicher gewesen. Die Sendung hat also effektiv nicht 1,45, sondern fast neun Euro gekostet. Wegen personeller Fehlkalkulationen eines Monopolisten, die wir vorerst hinnehmen müssen.
Ein Mindestlohn für die Branche ist überfällig, keine Frage. Eine angemessene Entlohnung muss nicht zwangsläufig zum Abbau von Arbeitsplätzen führen, auch wenn Postkonkurrenzunternehmen so argumentieren. Kunden wären sehr wohl bereit, mehr zu zahlen: Wenn der Service stimmt.