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Monatsarchiv für November 2008

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Ein Hundeleben: Für Paul und seine Brüder

Wir stolperten durch menschenleere Straßen des nächtlichen Friedrichshains, als auf einmal ein Hund vor uns stand. Sein Name war Paul, zumindest hörte er so, wenn man sagte: Halt Paul, hier ist die Straße oder Platz, Paul! In jener kalten Novembernacht war er jedoch nur ein namen- und herrenloser Mischling, der schwanzwedelnd Nähe suchte.

“Hau ab!”, fuhr ihn mein Begleiter Ralf an, “ich habe schon zwei Hunde und kann kaum das Fressen für einen bezahlen.” Er war wohl etwas betrunken. Paul blieb stehen und schaute uns nach, doch zwei Ecken weiter war er wieder da. Ralf hat ihn dann doch mitgenommen, obwohl er sich wahrscheinlich am nächsten Tag kräftig geärgert hat.

Diese Augen: Nimm mich mit, ich will Dein Freund sein!

Ralf war es auch, der ihn dann Paul nannte. Ich habe die beiden noch einige Male getroffen, irgendwann aber aus den Augen verloren. Einmal machte ich den Fehler, Paul über den Kopf zu streicheln – mit dem Ergebnis, dass er mir nicht mehr von der Seite weichen wollte. Und dann diese Augen: Nimm mich mit, ich will Dein Freund sein…

Das war vor Jahren und inzwischen frage ich mich, wie Pauls Biographie wohl verlaufen sein mag. Ich kann nur mutmaßen: Geboren als zweites von drei Welpen in der Ecke einer Punkerbude, Vater unbekannt. Von Mutter und zwei Brüdern getrennt nach vier Wochen. Aufgewachsen bei einem Menschen, von dem er mit knurrenden Magen weg lief. In Obhut von wechselnden Besitzern. Mit 25 Hundejahren gestorben in einem Tierheim am Rande der Stadt.

Wir machen diese Welt oft zu einem erbärmlichen Platz

Einmal bin ich an einem solchen Ort ausgestiegen und habe mir das Heim angeschaut. Die Pfleger schienen engagiert und kümmerten sich um die Tiere, so gut es ging. Besucher suchten einen Hund, einen Kampfhund allerdings. Nebenan war ein Tierfriedhof. Vielleicht liegt Paul hier, an einem Maisfeld, wo die Windräder pfeifen.

Die Geschichte von Paul ist mir haften geblieben, weil ich ihm nicht geholfen habe, ihn nicht aufnehmen wollte. Erzählen wollte ich sie, weil die Berliner Diskussion um Hundehaufen immer wieder hysterische Züge annimmt. Ja, Hundehaufen auf Bürgersteigen und an den Schuhsolen sind widerlich, aber das Problem ist am anderen Ende der Leine.

Wir machen diese Welt oft zu einem erbärmlichen Platz für Wesen, die leiden wie wir.

Fotostrecke: Berliner Seitenblicke
Foto: Christian Hetey

DDR-Bauten: Dem Erdboden gleich, doch groß im Kommen

Kurz vor dem Abriss war alles klar: “Lieber Palast, keine Angst – die bauen Dich wieder auf!” hatte jemand im Januar 2006 an den Palast der Republik geschrieben. Fast drei Jahre später reißen sie die Treppenhäuser ein – und träumen von Sonnendecks auf der grünen Wiese am Spreeufer. Die Volkskammer der DDR, Erichs Lampenladen, der Palazzo Prozzo versinkt endgültig in der Vergangenheit…

…und übertritt damit die Schwelle zum Reich der Mythen und Legenden, in dem FDJ-Hemden und Stasi-Kneipen Wärme stiften. Ja, es stimmt, heute ist nicht alle Tage. Sie bauen ihn wieder auf, sozusagen. Auf T-Shirts, Streetart-Stickern, in Bildbänden und Kalendern.

Bauen Sie den Palast wieder auf – zumindest in dieser Fotostrecke – oder sehen Sie ihm genüßlich beim Sterben zu!

Das Gangster-Trio vom Savignyplatz

Ronald Reagan, Bill Clinton und George Bush halten Händchen am Savignyplatz in Charlottenburg. Sie erinnern dabei eher an eine Bande von Bankräubern als an Staatsmänner. Anders als dieses Graffito vermuten lässt, haben die Berliner die letzen US-Präsidenten aber nicht über einen Kamm geschoren. 2005 gab es viel Wut auf George W. Bush, im Juli dieses Jahres Euphorie für Barack Obama (siehe verlinkte Fotos).

Bleibt die Frage, ob der Neue im Weißen Haus eines Tages auch in diese Reihe gestellt wird. Aber das hängt wohl davon ab, wie ernst die neue Administration die Menschenrechte nimmt oder die Souveränität anderer Staaten.

Fotostrecke: Berliner Streetart

Von der Landung eines Ufos in Berlin-Friedrichshain

Es ist halb zwei Uhr morgens und da ist ein Licht, ein gleißendes Leuchten vor dem Fenster. Es kommt näher. Senkt sich vom Himmel herab. Schau nicht hinein, lauf weg, sonst nehmen dich die Aliens mit nach Tralfamadore. Tschüss Berlin? – Nein, Schnitt! Noch einmal.

Sie stehen unter ihrem Ufo auf der Straße und sehen ziemlich menschlich aus, die Aliens. Das Licht fällt auf Fassaden und eine falsche Bushaltestelle, die sie von irgendwo her in die Rigaer Straße in Friedrichshain verfrachtet haben. Noch am Tag danach sieht man hier Menschen verwundert auf einen Bus nach Nirgendwo warten, aber das nur nebenbei.

“Nein, Sie können nicht durch, hier wird gedreht”. Den ganzen Abend geht das schon so und am meisten genervt sind die Helfer der Filmcrew, die den Frust von Anwohnern abbekommen. Schließlich knallt es – Böller fallen vom Dach, ein Mitarbeiter erleidet einen Hörschaden. Die Polizei schnappt zwei Verdächtige, von denen einer eine Hassi, also eine Sturmhaube trägt.

Die Aliens sind also mitten unter uns und sind nicht immer nur Banker. Manchmal tragen sie auch Sturmhauben oder flimmern und leuchten einem im Fernsehen entgegen. Gute Nacht!

Fotostrecke: Berlin bei Nacht
Foto: Christian Hetey

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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