Das Husten im dunklen Treppenhaus klingt kehlig, ungesund. Morgens um halb sieben bin ich zu müde, um mich zu wundern – denke nur an den Briefkasten im Erdgeschoss. Ein Stockwerk tiefer dann ein notdürftig errichtetes Nachtlager: Im Licht der Energiesparlampe schimmert ein Bettlaken, das den halben Treppenabsatz bedeckt, darauf liegt eine Person.
Die verwirrte Nachbarin vielleicht, die gerne sieben achtmal hintereinander ihre Wohnungstür zuschlägt und einem Obszönitäten hinterherruft? “Ich will Sie niemals wiedersehen, sonst…” Zur Hölle mit Ihnen, Sie…” Ich nehme drei Stufen auf einmal, kann mir angenehmeres vorstellen, als diese Dame aus dem Schlaf zu reißen.
Auf dem Treppenabsatz campieren zu müssen, das wünscht man niemanden. Die Nacht zu Dienstag war die kälteste seit drei Jahren in Berlin, mit Temperaturen von bis zu Minus 20 Grad. Auch wenn die BVG die U-Bahnhöfe Frankfurter Tor, Hansaplatz und Südstern für Obdachlose nachts geöffnet lässt – zugigere Schlafangebote gibt es wohl kaum in dieser Stadt. Der große Ansturm auf Notunterkünfte und Wärmestuben scheint jedoch ausgeblieben zu sein: Nicht alle Obdachlosen wollen oder können sich auf diese Sammelunterkünfte einlassen, oft wohl aus der Angst heraus, dort bestohlen zu werden.
Bleibt also das Treppenhaus. Die Person, die sich dort inzwischen ihre Hände an der Tasse einer Thermoskanne aufwärmt, ist nicht die Nachbarin. Sie hat ein schmaleres, ein jüngeres Gesicht.
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