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Monatsarchiv für August 2007

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Alexanderplatz: Wo sind all die Camper hin?

Gestern noch standen hier die Campingwagen dicht an dicht, doch jetzt herrscht auf dem alten Parkplatz am Alexanderplatz gähnende Leere. Ein einsamer, von Müll überbordender Einkaufswagen erinnert an den als kostenlosen Campingplatz genutzten Raum zwischen den Fahrbahnen. Gestört haben die zumeist südländischen Berlin-Besucher mit ihren Wohnmobilen eigentlich niemanden, auch das Bezirksamt nicht. Doch als sich der Platz immer mehr füllte, wurde es Beamten zu bunt: Die Fläche wurde mit Bauzäunen abgeriegelt, obwohl die Bauarbeiten für die geplante Tiefgarage erst im September beginnen sollen. Ist nichts mehr mit Kaffee kochen zwischen dem Berufsverkehr. Auch die Kaufhof-Klofrau wird Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.

Doch wo sind sie hin, Camper wie die Familie Carizzoni vom Comer See? Vielleicht treffen sich die ein oder anderen auf einem der zahlreichen normalen Campingplätze Berlins oder Potsdam wieder. Dort, wo in der Hochsaison leider auch ziemlich abkassiert wird. Dort, wo Holländer Frikandel Speciaal essen. Dort, wo der angetrunkene Heiko aus Rüdersdorf in Badelatschen bis kurz vor Mitternacht in der Platz-Disko steht und Van Halen-Karaoke singt.

Aber in der Regel ist es ganz gemütlich auf Campingplätzen. Wer nicht nur in seinem Wagen sitzt oder im Zelt hockt, hat die Chance, mal ein gutes Stück vom Alltag wegzukommen, der sich doch meist nur in den eigenen vier Wänden abspielt. Aber zurück zu den Campern vom Alex: Die könnten sich innerhalb Berlins auch andere Plätze zum Umsonst-Parken gesucht haben. An vielen Parks und Grünflächen stehen unauffällig Wohnwagen, manche das ganze Jahr über. An meiner Laufstrecke im Volkspark Friedrichshain muss ich im Winter husten, wenn der Bauwagenbewohner neben der Grünfläche anheizt.

Nach wie vor gibt es in der Hauptstadt auch Wagenburgen, etwa an der Lohmühle in Treptow oder an der Schillingbrücke in Friedrichshain. Manche besonders hartnäckige Städter stellen ihren Wohnwagen auch einfach irgendwo in eine belebte Straße, wie etwa dieser Bewohner der Rigaer Straße in Friedrichshain (siehe Foto).

Auf der Straße wohnen

Im nächsten Jahr wird sich die Suche nach kostenlosen Parkplätzen für viele Camper erübrigt haben. Durch die Verordnungen der Umweltzone dürfen dann Fahrzeuge ohne Plakette nicht mehr in die Innenstadt.

Campingplätze in Berlin und Potsdam

Schlossplatz: Vom Palast zur Grünen Wiese

Palast der Republik am Schlosplatz in Berlin Mitte

Ruine des Palastes der Republik am Schlossplatz in Berlin Mitte - Foto;: Henning Onken

Ruine des Palastes der Republik am Schlossplatz in Berlin Mitte - Foto;: Henning Onken

Geschichte wird gemacht: Seit Januar 2006 wird der Palast der Republik abgerissen. Das dauert seine Zeit und ist reichlich kompliziert, besonders nachdem dort erneut Asbest gefunden wurde. Nach und nach entsteht so ein “neuer Ort mit neuen Weiten”, so die Berliner Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer. Das hört sich an wie ein trompetenschallender Aufbruch in eine neue Zeit, vielleicht klang sogar manche Rede von DDR-Größen in dem einstigen Prestigebau ähnlich pathetisch.

Diese Fotostrecke hält sich jedoch mit Kommentaren zurück und dokumentiert schlicht den aktuellen Stand der Bauarbeiten. Die Bilder reichen chronologisch bis vor deren Beginn zurück.

Komasaufen in Zahlen

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Jährlicher Alkoholverbrauch je Einwohner an reinem Alkohol, in Liter 2001: 10,4
Jährlicher Alkoholverbrauch je Einwohner an reinem Alkohol, in Liter 2005: 10,0
Werbeaufwendungen für alkoholische Getränke in Deutschland, in Millionen Euro 2001: 575
Werbeaufwendungen für alkoholische Getränke in Deutschland, in Millionen Euro 2005: 564
Werbeaufwendungen für Bier in Deutschland, in Millionen Euro 2001: 360
Werbeaufwendungen für Bier in Deutschland, in Millionen Euro 2005: 409

Zahl der Bundesbürger, die akut alkoholabhängig sind, in Millionen: 1,6
Zahl der Bundesbürger, bei denen Alkoholmissbrauch vorliegt, in Millionen: 2,66
Zahl der Jugendlichen bis 25, die stark alkoholgefährdet sind, in Tausend: 160 000
Zahl der “Mit-Betroffenen” Familienangehörigen von Alkoholikern, in Millionen: 8
Zahl der Kinder in Deutschland, deren Eltern alkoholabhängig sind, in Millionen: 2,65
Anteil der Gewaltakte, die unter Alkoholeinfluss begangen werden: 1/3
Anteil der Todesfälle bei Männern zwischen 35 und 65 Jahren, die auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen sind: 1/4
Bundesbürger, die jährlich in Folge schädlichen Alkoholkonsums sterben, in Tausend: 40.000
Verkürzung der Lebenserwartung für Personen mit chronischem Alkoholmissbrauch, in Jahren: 23

Risikoarme Schwellendosis bei gesunden Menschen pro Tag, in Gramm, bei Männern: 20-25
Risikoarme Schwellendosis bei gesunden Menschen pro Tag, in Gramm, bei Frauen: 10-12
Menge Bier, die diesen Werten entspricht, in Litern, bei Männern: 0,5-0,6
Menge Bier, die diesen Werten entspricht, in Litern, bei Frauen:0,25-03
Menge Wein, die diesen Werten entspricht, in Litern, bei Männern: 0,25-0,3
Menge Wein, die diesen Werten entspricht, in Litern, bei Frauen: 0,125-0,150

Durchschnittliche Alkoholmenge, den 16- bis 17-jährige männliche Jugendliche wöchentlich kosumieren, in Gramm, 2004: 127
Durchschnittliche Alkoholmenge, den 16- bis 17-jährige männliche Jugendliche wöchentlich kosumieren, in Gramm, 2007: 150
Durchschnittliche Alkoholmenge, den 16- bis 17-Jährige weibliche Jugendliche wöchentlich kosumieren, in Gramm, 2004: 42
Durchschnittliche Alkoholmenge, den 16- bis 17-Jährige weibliche Jugendliche wöchentlich kosumieren, in Gramm, 2007: 53

Binge drinking

Anteil der Jugendlichen, die angab, im letzten Monat mindestens an einem Tag fünf oder mehr Gläser Alkohol getrunken zu haben, in Prozent, 2005: 40
Anteil der Jugendlichen, die angab, im letzten Monat mindestens an einem Tag fünf oder mehr Gläser Alkohol getrunken zu haben, in Prozent, 2007: 50

Anzahl der Gläser Tequila, die im März zum Tod eines 16-Jährigen Zehlendorfer Schülers führten: 52
Preis für einen Liter Tequila von Aldi, in Euro: 7,99
Preis für ein Glas Tequila in der Bar in Berlin-Kreuzberg, in Euro: 1-3
Taschengeld, das Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 16 Jahren 2006 laut Hamburger Abendblatt monatlich zur Verfügung hatten, in Euro: 10-30
Taschengeld, Jugendliche im Alter von 17 bis 18 Jahren 2006 laut Hamburger Abendblatt monatlich zur Verfügung hatten, in Euro: 35-50

Zahl der Medienberichte, die seit März 2007 print und online im Tagesspiegel, der Berliner Zeitung und der Berliner Morgenpost zum Thema Jugendliche und Alkoholmissbrauch erschienen sind: 75

Quellen: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Foto: MightyMin

Pub Crawl – das organisierte Komasaufen

Flatrate-Trinken für englischsprachige Touristen: Inzwischen gibt es in Berlin mehrere Anbieter, die Besucher gruppenweise durch Kneipen und Clubs schleusen. Fünf Locations an einem Abend in einer Gruppe von bis zu zwanzig Leuten und das alles für zwölf Euro. Es sei nett, aber etwas stressig gewesen, meint die englische Mitbewohnerin, als sie wieder bei Kräften ist. Der Abend begann in der Revaler Straße in Friedrichshain und endete an einem unbestimmten Ort. “Ach, keine Ahnung, ich habe ein Taxi genommen”.
Pub Crawling in Berlin ist längst kein Geheimtipp mehr, das mag auch damit zusammenhängen, dass Lonely Planet, der beliebte englischsprachige Reiseführer, dieses Angebot inzwischen als Insider-Tipp aufgenommen hat. Gastwirte in Mitte sind genervt – einige wollen keine Gruppen mehr reinlassen.

In England sei es tabu, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken, erzählt die Mitbewohnerin weiter. Leute, die sich auf dem Weg zur Party noch schnell ein Becks kippen, gäbe es nicht. Dennoch sei “binge drinking” in Kneipen weit verbreitet. An Freitagen und Samstagen sollen einem Bericht des Guardian zufolge zwei Drittel aller Krankenwagen-Einsätze in London auf Alkohol-Exzesse zurückzuführen seien.
Die Erfinder der Kneipentouren in Berlin, ein australisches Ehepaar, haben so eine lukrative Nische im Berlin-Tourismus gefunden. Die Branche wächst, Pub Crawl Berlin stellt inzwischen neue Leute ein.

Website: Insider Tours
Täglich Pub Crawls in Mitte, Treffpunkt Hackescher Markt um 20.30 Uhr, 10/12 Euro

Website: Pub Crawl Berlin
Freitag bis Sonntag um 20 Uhr, Treffpunkt S-Bhf Warschauer Straße, 10/12 Euro

Die Schergen sind überall

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“Schergen, überall Schergen. Sie sind hinter mir her, sie wollen mich manipulieren.” Verstohlen mustert eine junge Frau, die hier Sara heißen soll, die Leser an den Holztischen in einer geisteswissenschaftlichen Zweigbibliothek der Humboldt-Universität. Ratlosigkeit beim Bibliothekspersonal: Ob sie denn schon mit der Polizei gesprochen habe?, fragt eine Mitarbeiterin.

Einige Tage später hängt an der Pinnwand vor dem Lesesaal ein Pamphlet, das die Bibliothekarin abnehmen und in den Müll werfen wird. Ein Erklärungsversuch – vielleicht der letzte einer angehenden Geisteswissenschaftlerin, die lieber Schauspielerin geworden wäre.

Wie gehen Universitäten mit psychisch kranken Studierenden wie Sara um? “Wir sind überfordert”, sagt Corinna Jäger*, die als studentische Hilfskraft in der besagten HU-Zweigbibliothek arbeitet. Nicht selten käme sie sich mit ihrer Hilfskraftstelle wie eine Sozialarbeiterin oder Laien-Psychologin vor, so die 24-Jährige. “Es gibt einige Nutzer, die nicht so funktionieren, wie man es erwarten würde. Die brauchen professionelle Hilfe.” ‘Die Schergen sind überall’ weiterlesen

Rechte Parolen in der U-Bahn

Foto: Henning OnkenManchmal offenbart ein Blick zur Seite Abgründe, wie gestern in der U-Bahn. Es war dort aber nicht der Schoßhund einer Kreuzworträtsel lösenden Nachbarin, sondern Hassparolen gegen Ausländer und Hakenkreuze an den Wänden eines Zuges der Linie U5. Müssen wir so etwas ertragen? Soll uns das egal sein?

Zugegeben, die Mehrzahl der Fahrgäste starrt lieber weiter auf die blinkenden Bildschirme des “Berliner Fensters” und nimmt an, dass die Hass-Graffitis irgendwann von der BVG entfernt werden. Doch das ist nicht so einfach: “Oh ha!”, meint dort ein Mitarbeiter des Kundendienstes, notiert sich die Wagennummer und verspricht, die Angelegenheit weiter zu leiten. Die Reinigungsfirma Sasse geht durch die Waggons und kontrolliert mit einer eigenen Gruppe auch Betriebsbahnhöfe auf Verunreinigungen. Die zweite Frage des BVG-Mitarbeiters lässt jedoch Zweifel aufkommen: “War das noch ein alter Zug?”

Es könne sein, dass Züge, die bald verschrottet werden sollen, nicht mehr mit der gleichen Gründlichkeit gereinigt werden, wie die Waggons der Baureihe H. Von diesen neueren Bahnen können jedoch wegen Ersatzteilmangel etliche nicht genutzt werden. Im Frühjahr dieses Jahres mussten 26 Züge wegen defekten Achslagern aus dem Verkehr gezogen werden und können nur schwer repariert werden: Weil die Nachfrage nach Stahl auf dem Weltmarkt durch Länder wie China steigt, hat sich die Lieferzeit der Lager auf ein Jahr erhöht. Von den aktuellen Neuanlieferungen von U-Bahnen der Firma Bombardier ist die U5 nicht betroffen, weil diese Linie auf Großprofil fährt.

Übrigens gibt es in Berlin (mindestens) eine Person, die sich nie darauf verlassen hat, dass braune Parolen von selbst verschwinden: Irmela Mensah-Schramm kämpft seit über zwei Jahrzehnten mit Schaber und Farbe gegen den Hass an unseren Wänden.

Neue Kommentare

  • Thomas Feirer: echt coole Bilder …
  • Anonymous: achso hier meine email adresse zero88-denis@web.de
  • Anonymous: echt bei dir geht das noch? zu silvester wollen paar leute und ich schön gemütlich auf ein dach feiern ist...
  • Aileen: Ich hab mal ne frage: wo genau ist der Markt und hat der auch sonntags auf? lg
  • Ilse Fuehrhoff: Es gibt in Berlin tatsächlich noch sehr viele, eigentlich ungeahnt viele Hausfassaden oder auch...

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