Da wo die Stadt aufhört und sich Wiesen ausbreiten, stehen Fabrikhallen, deren Besuch Teenager elektrisiert. Outlets, die markengeile Berliner anziehen wie Technoclubs die Feierwütigen. An der Tür zum Paradies, das einem einzigen Label gewidmet ist, wartet ein bulliger Sicherheitsmann. Jeder Besucher muss sich den Eintritt erst verdienen – sei es durch einen Presseausweis oder eine Einladung, die auf Antrag ausgestellt wird. Oder eben auch nicht.
Besucher kämpfen sich bei Elektro-Beats durch Klamotten-Regale, die sich an den Wänden bis zur Decke stapeln. Laufmaschen und leicht verrutschte Nähte stören hier niemanden. Die B-Ware ist günstig und Berlin arm. Nur Touristen gehen auf dem Tauentzien zu H&M oder Pimkie. Eine sehr blonde Frau mit Raucherhaut mit einem halben Dutzend Hosen überm Arm nervt eine Aushilfe mit der Frage, ob es den Männern gefalle, wenn die Jeans eng sind. “Ja, sicher”, antwortet diese und sortiert auf einer Trittleiter stehend den nächsten Hosenstapel.
Auf der Suche nach der ewigen Jugend kommen auch ältere Berliner. Vor einem Spiegel steht ein Mittvierziger mit Designerbrille und Dreitagebart, der ein schwarzes Sakko anprobiert. Es sitzt ihm spack am Körper, wie alles hier. Dieses wahrscheinlich von Kinderhänden billigst in Asien zusammen genähte Zeug kann eigentlich nur zu Magersucht verleiten, weil Durchschnittseuropäern erst Randgrößen wie 36/32 passen.
Eine sportliche Frau Ende 20 hat sich bereits durch einen Berg Jeans gezwängt und pendelt zunehmend hektisch zwischen Anziehkabine und Kleiderstapeln – Kate Moss wäre das nicht passiert. Ihr Freund hat die Suche bereits aufgegeben und wischt gelangweilt auf seinem iPhone hin und her. Nicht fündig geworden? Wir sehen uns beim nächsten Fabrikverkauf. Vielleicht in der Wustermark, direkt an der B5.
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